Rezension

Kein Lesestoff für zarte Gemüter

Lilith - Astrid Korten

Lilith
von Astrid Korten

Bewertet mit 5 Sternen

Anna und Max Gavaldo leben mit ihrer Tochter Katharina in einem tollen Haus am Starnberger See. Anna hat vor vielen Jahren ihre Schwester durch einen Psychopathen verloren und wurde selbst durch ihn körperlich und vor allem seelisch verletzt. Anna schien dieses Kapitel ihres Lebens gut verdaut zu haben und freut sich auf ihr zweites Kind als ihre Ängste, die nicht unbegründet scheinen, von neuem beginnen. Tochter Katharina hat das zweite Gesicht, wird zusehens aggresiver, unumgänglicher, hat Visionen und kann Kontakt mit Toten aufnehmen. Als sie Baan, einen jungen Mann aus Brasilien kennenlernt, verliebt sie sich sofort in ihn. Sie kann nicht ahnen, welch grausames Spiel er spielt.

Ich war von "Eiskalte Umarmung" ja schon so begeistert, also musste ich einfach wissen, wie es mit Anna Gavaldo und ihrer Familie weiter geht. Ich denke, man kann dieses Buch aber auch ohne den Kenntnissen aus den Vorgängerbänden lesen.

Astrid Korten nimmt mich von Anfang an mit ihrem leichten flüssigen Schreibstil gefangen. Sie schafft es in kürzester Zeit meine Gänsehaut zu stabilisieren, mein Kopfkino muss ich hier und da ausschaltren, weil ich die Entsetzlichkeiten nicht auch noch sehen will. Sie schreibt aber auch sehr einfühlsam und vor allem sehr gut vorstell- und nachvollziehbar. Sie weckt in mir die verschiedensten Emotionen und ich kann mich voll auf Katharina, Anna und Baan einlassen. Und sie hat es wieder geschafft mich auf eine Fährte zu setzen, die im Nichts endete. Ich habe sehr lange immer wieder an den Hausmeister gedacht.

Da ich einige der Protagonisten schon kannte, war es für mich leicht in die Geschichte hinein zu finden. Ich fand es schön, dass Anna sich so gut von ihren Erlebnissen erholt hat und war entsetzt, als alles wieder von vorne zu beginnen scheint. Die Tagebucheinträge haben mich schockiert; die Gedanken und vor allem die Taten des neuen Psychopathen haben mir Schauer über den Rücken gejagt.

Allein die gegensätzlichen Vorstellungen von Mutter und Tochter: Für Anna ist Mord nach einer abscheulichen Tat ein Verbrechen; für Katharina ist dieser Tod dann eine Erlösung. Beide Ansichten bieten viel Raum zum diskutieren und nachdenken.

Astrid Korten ist auch diesmal wieder ein Thriller gelungen, bei dem ich tief in die seelischen Abgründe der Menschen blicken durfte. Ich war schockiert und gefesselt, manchmal erstaunt, manchmal ratlos, aber immer allerbestens unterhalten.