Rezension

kein Muss

Durch alle Zeiten - Helga Hammer

Durch alle Zeiten
von Helga Hammer

Bewertet mit 2 Sternen

Frauenschicksal zwischen Lebensgier und Lebensfrust

Den letzten Satz in dem Buch "und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute" findet man eigentlich nur als Schlußsatz in Märchen.
Elisabeths Leben auf dem Brandstätterhof, einem Bergbauernhof in Österreich, ist leider wenig märchenhaft. Schon als junges Mädchen möchte sie dem harten Leben mit schwerer Arbeit entfliehen und überredet ihre Mutter, sie auf eine Haushaltsschule zu schicken, damit sie einmal ein besserers Leben führen kann. Zunächst scheinen die Weichen dafür auch gut gestellt, nach der Ausbildung macht sie mit ihrer Freundin Irene eine Schneiderstube auf.
Doch ihre erste große Liebe endet unglücklich, weil Niklas sich dem Druck der Eltern beugt und anstatt der Elisabeth aus ärmlichen Verhältnissen eine standesgemäße Braut auswählt. Elisabeth flieht nach England und wird dort Kindermädchen bei einer Familie in London. Das Liebesverhältnis mit ihrem Arbeitgeber bleibt jedoch nicht folgenlos. Als Elisabeth zur Beerdigung ihrer Mutter zurück in die Heimat kommt, bemerkt sie, dass sie schwanger ist.
Sie bleibt in Österreich und sucht nun einen Mann, der sie heiratet und dem sie das Kind unterschieben kann.

Die nächsten Jahre gehen ähnlich weiter. Elisabeths drei Kinder haben alle unterschiedliche Väter. Sie läßt sich immer wieder, getrieben von ihrer Gier nach einem glücklichen Leben, auf Männer ein, die entweder bereits verheiratet sind oder sich aus anderen Gründen nicht zu Elisabeth bekennen.

Einerseits kann ich Elisabeth verstehen, die eine erfüllte Liebe sucht und an der erdrückenden Moral der 50er und 60er Jahre und den Standesdünkel scheitert. Damals war es eine Schande, als unverheiratete Frau ein Kind zu bekommen. Und ein Leben als Alleinerziehende ohne familiäre Unterstützung war kaum zu bewältigen.

Andererseits wurde mir Elisabeth von Seite zu Seite unsymphatischer, weil sie Menschen, die ihr nahe stehen und die es gut mir ihr meinen häufig nur ausnutzt, ihren ersten Ehemann hat sie belogen und betrogen. Für das Scheitern ihrer ersten Ehe war sie ganz allein verantwortlich.

Der Roman wird kapitelweise abwechselnd in der Zeit von Elisabeths zweiter Ehe und in Rückblenden in der Zeit ihrer Jugend und früheren Beziehungen erzählt. Bisweilen stört das etwas den Lesefluss, weil man sich erst wieder orientieren muss, in welcher von Elisabeths Lebensphasen man sich nun befindet.

Insgesamt konnte mich die Geschichte leider nicht richtig fesseln, mir fehlte die emotionale Tiefe, das Ende einer Beziehung wird teilweise sehr sachlich abgehandelt. Weiterhin konnte ich keinen charakterlichen Reifeprozess bei Elisabeth feststellen; ist eine Beziehung beendet, stürzt sie sich in die nächste. Dabei ist sie mir leider fremd geblieben.