Rezension

Kein richtiger Thriller, aber trotzdem spannend und lesenswert

Die stille Kammer - Jenny Blackhurst

Die stille Kammer
von Jenny Blackhurst

Bewertet mit 4.5 Sternen

Susan  wurde schuldig gesprochen ihren 12 Wochen alten Sohn aufgrund einer postnatalen Depression ermordet zu haben. Nach ihrer Entlassung ändert sie ihren Namen und möchte ein neues Leben beginnen. Leider tauchen plötzlich ein Foto ihres toten Sohnes und andere seltsame Gegenstände auf. Dreht Susan nun durch? Hat jemand bemerkt, dass sie eine Kindsmörderin ist und möchte sie vertreiben oder lebt ihr Sohn etwa doch noch? Fragen über Fragen, Schuldgefühle, Selbstzweifel und irgendwann auch brandgefährliche Situationen folgen, aber Susan und ihre Cassie, sowie der Journalist Nick versuchen das Geheimnis zu lüften.

Ob das nun ein Thriller war? Wenn, dann nur auf den letzten rund 150 Seiten und trotzdem war das Buch gut und unterhaltsam -  nur nicht ganz so, wie ich es mir vorab vorgestellt hatte. Es hatte deutlich mehr von einem Familien- und Liebesdrama als einem Thriller, aber das war kein Problem.  Auf eine falsche Fährte hat mich er absolut unpassende Titel gelockt. Auch nach der Lektüre erschließt sich der Titel überhaupt nicht! Hier wäre eine wörtliche Übersetzung des Originaltitels deutlich besser gewesen, also „Wie ich dich verlor“.

Die parallel verlaufenden Geschichten treffen zeitlich immer mehr aufeinander und erst nach und nach wird auch deutlich, was der Vergangenheitsstrang überhaupt in dem Buch zu suchen hat. Der Schreibstil war flüssig, verlor sich aber manchmal etwas zu sehr in den Gefühlen der Protagonistin und ähnlichen Kleinigkeiten. Die Auflösung fand ich etwas speziell, weil zu dramatisch und hollywoodlike, aber an und für sich war sie logisch, interessant und vollständig. Die Wendungen in beiden Geschichten waren toll gelungen und ich nicht selten völlig auf dem Holzweg. Eine Frau glauben zu lassen sie habe ihren eigenen Säugling getötet ist eine unvorstellbar grausame Tat! Wie eine Frau sich da fühlen muss, kann und will ich mir gar nicht richtig vorstellen. Das Buch hat schon gute, extrem emotionale Einblicke geboten, die nicht so leicht zu verdauen waren.