Rezension

Keine alltägliche Lektüre für kurz mal zwischendurch

Ein deutscher Sommer - Peter Henning

Ein deutscher Sommer
von Peter Henning

 Am 16. August 1988 nehmen zwei Geiselnehmer nach einem Banküberfall in Gladbeck zwei Menschen in ihre Gewalt. Diese beiden kommen frei, bevor die Geiselnehmer einen Bus gekapert, einen jungen Italiener erschossen und mit dem Bus in die Niederlande geflüchtet sind. Von den Holländern bekommen sie ein neues Fluchtfahrzeug und zwingen zwei junge Frauen aus dem Bus zur weiteren Mitfahrt. Bis zum blutigen Ende des Geiseldramas vergehen 54 Stunden. In dieser Zeit bleibt die Uhr für andere Menschen nicht stehen - und deren Geschichten werden hier erzählt...

 

Da sind z.B. Amina und Bertram, die um das Überleben ihres Frühchens Paul bangen, die Schriftstellerin Brigitte, die ihren Mann bei einem Reporter-Auslandseinsatz verloren hat, die Taxifahrerin Chris und der Busfahrer Adam, die beiden unmittelbar am Geschehen beteiligt sind.

Peter Henning bringt mir diese Personen in seinem Roman so nahe, dass ich glaube sie zu kennen, egal ob sympathisch oder unsympathisch. Jeder einzelne hat einen Lebenslauf, der an sich schon spannend ist und der sich in diesen 54 Stunden verändert. Mein Kopfkino hatte jede Menge zutun. Anfangs hat mir der in ellenlangen Sätzen mündende Schreibstil etwas zu schaffen gemacht. Ich musste manche Sätze zweimal lesen, um sie zu verstehen. Aber mit der Zeit habe ich mich an diese ausgefeilte Sprache gewöhnt. Hier und da gab es Abschnitte, die mir zu langatmig waren oder Situationen, wo ich gedachte habe "das ist mir jetzt zuviel". Aber alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Ich finde auch die Spannung kommt in diesem Roman nicht zu kurz. Die Erlebnisse der handelnden Personen enden immer wieder mal kurz vor ihrem Höhepunkt - und das erzeugt Spannung. Und natürlich immer wieder die Eindrücke zur Geiselnahme...

 

FAZIT:  Ich habe einen gesellschaftskritischen Roman gelesen, der mich gut unterhalten hat, auf den ich mich aber auch erst einlassen musste.

          

Kommentare

FIRIEL kommentierte am 02. November 2013 um 22:56

Mit diesem Buch hatte ich ein Problem: Die Beschreibungen der Menschen waren so detailliert, dass ich mir wie ein Voyeur vorkam. Und genau das war ja eins der Probleme bei dieser Geiselnahme: Dass die Medien vor lauter Eifer, dabei zu sein und zu berichten, den Geiselnehmern eine Plattform geboten und gleichzeitig das Eingreifen der Polizei erschwert bis verhindert haben.

Und so fühlte ich mich von meinem Interesse an den Personen angewidert. Es sind doch reale Menschen, keine fiktiven Protagonisten. Daher habe ich dieses Buch nach etwa 100 Seiten zugeklappt und nicht zu Ende gelesen - was bei mir nur sehr, sehr selten vorkommt.