Rezension

Keine beschönigte Polizeiarbeit

Schattenschrei
von Erik Axl Sund

Bewertet mit 4 Sternen

Während Jeanette Kihlbergs Ermittlungen endlich Erfolge zeigen, geht Sofia durch die Hölle. Ist Victoria Bergman schuldig? Endlich zeigen sich mehr und mehr Erfolge in den Ermittlungen der Kommissarin Jeanette Kihlberg. Sie glaubt, zwei Frauen als Mörderinnen identifiziert zu haben. Aber damit sind die Verbrechen noch nicht aufgeklärt ... Und auch, was die unauffindbare Victoria Bergman mit den Morden zu tun hat, ist noch unklar. Derweil wird für Psychologin Sofia die Zusammenarbeit mit Jeanette immer schwieriger, weil sie dabei ihrem eigenen, persönlichen Kern immer näher kommt. Und das führt sie geradewegs in die Hölle.

Meine Meinung: 
Ich bin Fan von diesem Autorenduo, auch wenn ich den dritten Band den schlechtesten der Reihe fand. Aber von vorne. Erstmal muss ich nämlich sagen, dass ich vom Schreibstil der Autoren absolut begeistert bin. Die Kapitel sind auch hier wieder sehr kurz und enden sehr oft mit coolen kleinen Cliffhangern, die einfach Bock aufs Weiterlesen machen. Dadurch wird die Spannung gehalten und dadurch wirds halt nie langweilig. 
Dennoch muss man sagen, dass im Vergleich dieser Band etwas langatmig war. Die letzten paar Ereignisse werden halt extrem in die Länge gezogen, obwohl man die Auflösung schon kennt. Dadurch wird das Ganze etwas langweilig zum Ende hin. Auch fehlt in diesem Band definitiv der bekannte MindFuck-Effekt aus den anderen beiden Bänden. Das ist wirklich schade, weil das mochte ich immer sehr :D Diese kleinen Kritikpunkte führen daher diesmal zu einem Sternabzug, weil ich einfach die ersten beiden Teile besser fand. 

Ich glaube, dass sehr viele Leser, das Ende nicht befriedigend finden und wahrscheinlich auch die Polizeiarbeit kritisieren würden. 
In Krimis und Thriller wird uns normalerweise immer der perfekte Polizist oder Detektiv vorgestellt, der hinter jede Lücke kommt, alle Beweise sofort sichert, jeder Spur sofort nachgeht. In diesen Bänden ist das anders. Die Kommunikation zwischen den Polizisten ist schlecht, oft weiß der eine gar nicht was der andere macht. Es gibt eine interne Politik, die die Arbeit erschwert und Prozesse verlangsamt. Hinweise bleiben eine Zeit lang ungeprüft, Spuren wird nicht nachgegangen. Das alles passiert hier in diese Bänden. Und ehrlich gesagt, finde ich das absolut realistisch, obwohl ich natürlich nicht weiß, ob es realistisch ist. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Polizisten keine Fehler machen und man hört ja so oft, dass die Mühlen der Polizei recht langsam arbeiten. Es ist meiner Meinung nach sehr realistisch, was hier dargestellt wird und ich finde es gut, dass die Autoren hier nicht so tun als wäre die Polizeiarbeit immer sauber und korrekt. Das Ende ist daher meiner Meinung nach auch sehr realistisch. Es konnte hier einfach kein glückliches Happy End geben. Für mich wirkt dieses Ende irgendwie wahr - weil es kein Romanende ist, sondern es wirkt so als wäre es eine Situation aus dem echten Leben, wo eben nicht immer alles so klappt, wie man denkt und eben nicht alles immer aufgelöst wird. Und das finde ich wirklich gelungen. Ich finde, dass man sich hier einfach darauf einlassen muss, dass man eine sehr echte Geschichte bekommt, die versucht nah an der Realität zu bleiben. 
Was mich allerdings ein bisschen stört, ist Sofia, die sich innerhalb dieses Buches quasi selbst therapiert. Dazu will ich auch gar nicht mehr verraten, aber das finde ich durchaus etwas unrealistisch, weil ich nicht glaube, dass das funktionieren kann. Da finde ich schade, dass die Autoren da wieder so eine Brücke zum Unrealistischen schlagen. 

Aber wie gesagt, ich bin absolut begeistert von der Reihe und den Autoren und werde mir den neuen Reihenauftakt "Scherbenseele" schnellstmöglich besorgen :) 

Fazit: 
Ich habe ein sehr realistisches Ende erlebt und vorallem ein Buch, welches für mich persönlich realistische Polizeiarbeit darstellt und diese nicht beschönigt, wie es in vielen Krimis der Fall ist. Dennoch ist der Band meiner Meinung nach der Schlechteste der Reihe, da gerade die Ereignisse am Ende etwas in die Länge gezogen werden, obwohl der Leser die Auflösung schon kennt. 4 Sterne, aber große Leseempfehlung für diese Reihe!