Keine Helden in Herden?
Herde bietet Schutz, Geborgenheit und Zuflucht. Ohne die Herde könnten einige Tierarten nicht überleben. Der Mensch auch nicht.
Tierische und menschliche Herden unterscheiden sich vor allem in zwei Merkmalen: Tiere werden immer von demjenigen angeführt, der die meiste Erfahrung besitzt, vom Ältesten also. Nur in Notfällen, wenn z.B. das Leittier getötet wird, übernimmt ein weniger zuverlässiges Tier. Und: Tiere verlassen ihre Herde nicht, weil sie nur als deren Mitglied überlebensfähig sind.
Beides trifft auf menschliche Herden so ausschließlich nicht zu, denn Menschen besitzen die Freiheit zur eigenen Entscheidung und die Möglichkeit auszuscheren.
Und es sind nicht immer diejenigen an der Spitze, die das Wohl der Herde höher einstufen als eigene Interessen.
Selbst in unserer Zeit und Gesellschaft, in der man sich möglichst von anderen zu unterscheiden sucht, trottet man bei dem Versuch, seinen Individualismus zu pflegen, nur von einer Herde in die andere. Aus einem, der sich tätowieren ließ, um seine Einzigartigkeit zu betonen, wurden ein Heer von Tätowierten und Studios in jeder Kleinstadt, und einem, der nur noch eine kaputte Hose im Schrank hatte, folgten unzählige, die ihre absichtlich zerrissen. Bis man sie zerrissen herstellte. So entstehen Mode und Herdentrends.
Das Gegenteil von Herdenverhalten ist Zivilcourage. Sie zeichnet Menschen aus, die aufstehen und sich wehren. Die andere dazu bringen, getreu ihren Werte zu leben. Die da sind, wenn andere wegschauen oder weglaufen. Diejenigen, die mit ihrer Angst kämpfen und sich nicht in einen allgemeinen Panik-Strudel hinein ziehen lassen. Diejenigen, die nach der Wahrheit hinter der Nachricht suchen. Kurz: Die Helden.
So einfach und so schwer.
Wie neu und originell ist das, was Jaenicke schreibt? Gar nicht. Weiß man alles, ging einem selbst schon oft durch den Kopf.
Trotzdem gut, wenns mal wieder jemand gesagt hat.