Rezension

Keine höchstdramatische Wendung - Gott sei Dank!

Die Party - Elizabeth Day

Die Party
von Elizabeth Day

Bewertet mit 5 Sternen

Martin Gilmour ist ein Einzelgänger. Aufgewachsen in trostlosen Verhältnissen, seinen Vater hat er nie kennengelernt. Seine Mutter hasst er bis zum heutigen Tag und meidet den Kontakt mit ihr, wo es nur geht. Es gibt nur einen Menschen, der ihm wirklich etwas bedeutet: Ben. »Mein bester Freund Ben«, sagt Martin. Wenn er es sich auch nicht eingesteht, so dreht sich in seinem Leben doch alles darum, Ben zu gefallen und ähnlich zu sein. Ben ist das genaue Gegenteil von Martin: attraktiv, beliebt, reich. Durch seinen Freund lernt er eine andere Welt kennen: die Welt der Oberschicht, der Privilegierten. Martin genießt es, dazuzugehören. Und so tut er alles für Ben – wirklich alles. Nach Jahren des Selbstbetrugs hat auch Lucy das begriffen. Ihr Ehemann Martin mag sie und braucht sie, aber Liebe? Liebe empfindet er nur für den Freund. Längst hat Martin, in scheinbarer Selbstlosigkeit, dafür gesorgt, dass dieser sich nie von ihm lösen kann. »Bens kleiner Schatten«, nennt ihn Bens Ehefrau Serena. Doch grenzenlose Hingabe kann lästig werden – so wie eine gemeinsame dunkle Vergangenheit.

Meine Meinung: 
"Die Party" von Elizabeth Day hat mich wirklich überzeugt und soll definitiv nicht das letzte Buch der Autorin für mich gewesen sein. 
Die Party ist gar nicht der Mittelpunkt der Geschichte - es ist zwar etwas auf der Party passiert und es wird auch im ganzen Buch auf diese Partygeschichte hingearbeitet, aber es ist nicht eine höchstdramatische Wendung, die einen am Ende überzeugt (diese große Dramatik gibt es nämlich - Gott sei Dank - gar nicht), sondern es geht eigentlich darum, was die Figuren alles erleben haben, damit es überhaupt zu dem letztendlichen Vorfall kommen konnte.

Elizabeth Day wählt unterschiedliche Szenarien, die uns durch die Geschichte führen. Mal erleben wir Martin beim Polizeiverhör, dann erzählt er aus seiner Vergangenheit, dann lesen wir Lucys "Tagebuch". Dabei hat mich insbesondere der Schreibstil der Autorin völlig gefesselt. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen erleben wir wie die einzelnen Personen sich selbst und andere sehen. Und dadurch wird einem auch ganz schnell klar, um was es in dieser Geschichte nämlich wirklich geht: Es geht nämlich um die Vielschichtigkeit von Menschen und um zwischenmenschliche Beziehungen. Warum verhalten wir uns gegenüber unserem Partner anders als gegenüber Freunden? Wie lieben wir? Warum lieben wir? Lieben wir, weil wir uns selbst was gutes tun oder weil wir dem anderen was gutes tun möchten? Was bedeutet Freundschaft?

Dieses Buch hat so viele Schichten, so viele Facetten und deckt dabei die Persönlichkeit jedes einzelnen Charakters auf. Elizabeth Day schafft unglaublich realistische Charaktere, die auf einen, auch wenn sie nicht immer sympathisch sind, völlig authentisch wirken. Das große Geheimnis am Ende, ist gar nicht so ein großes dramatisches Geheimnis - aber das hätte hier auch gar nicht wirklich gepasst. Daher bin ich froh, dass sie da nicht mit einer völlig abstrusen Wendung daher gekommen ist. 

Ich habe auch Kritikpunkte, aber man merkt vielleicht, dass ich aus dem Schwärmen nicht heraus kommen und die kleinen Kritikpunkte können für mich keinen Sternabzug herbei führen. Dennoch möchte ich einen Kritikpunkt kurz benennen: Mir gefällt die Betrachtung von Homosexualität in der Geschichte nicht. Ich finde es etwas schade, dass diese dort immer noch als verpönt und gesellschaftlich nicht akzeptabel betrachtet wird - obwohl die Geschichte im Jahr 2015 spielt. 

Fazit: 
Für mich eine Geschichte, bei der die Vielschichtigkeit von Menschen und zwischenmenschlichen Beziehungen im Fokus steht. Ich finde es toll, dass die Autorin nicht mit abstrusen Wendungen daher kommt, sondern ihre Charaktere sehr authentisch und tiefgründig darstellt. Auch wenn es kleine Kritikpunkte gibt, hat mich die Autorin mit ihrem Schreibstil vom Hocker gehauen. 5 Sterne!