Rezension

Keine Sonnenscheingeschichte

Britt-Marie war hier
von Fredrik Backman

Bewertet mit 3 Sternen

Der dritte Roman des schwedischen Erfolgsautors "*Fredrik Backman*" heißt !* Britt-Marie war hier*". Das Buch erscheint im "*Fischer Verlag*". Erzählt wird die Geschichte von Britt-Marie, die mit 63 Jahren nach einem Seitensprung ihres Mannes aus ihrer festgefahrenen Ehe ausbricht und zum ersten Mal versucht, auf eigenen Beinen zu stehen. Bisher war sie für den Haushalt und die Versorgung von Mann und Kindern zuständig und führte ein zurückgezogenes Leben ohne erkennenswerte Selbstverwirklichung. Über das Arbeitsamt findet sie eine Stelle in Borg, ein verschlafenes Nest, wo die Wirtschaftskrise die Menschen fest im Griff hat. Britt-Marie bekommt einen Job im Jugendtreff, den sie sich mit ihrer Putzwütigkeit übernimmt.

"Denn wenn wir den Menschen, die wir lieben, nicht verzeihen, wer bleibt dann nocht? Was ist Liebe, wenn sie nicht bedeutet, unserer geliebten Menschen zu lieben, gerade wenn sie es nicht verdienen?" Zitat Seite 336

Auch wenn dieser Roman als Sonnenscheingeschichte ausgelobt wird, kann ich mich dem nicht anschließen. 

Fredrik Backman schreibt in seinen Büchern stets über spezielle Charaktere, die ein wenig seltsam anmuten und so ihre besonderen Macken haben. So erfindet er mit Britt-Marie eine pingelige, korrekte ältere Dame, die einem Putzteufel gleich durch das Buch geistert.
Auch wenn ich von ihr im wahren Leben doch genervt wäre, konnte ich mich ihr im Buch etwas annähern. Denn ich fühlte, wie sehr sie in ihrem Leben eine eigenverantwortliche Selbstverwirklichung vermisst hat. Als ihr die Traineraufgabe angeboten wird, greift sie zu. Mutig, denn von Fussball hat sie absolut keine Ahnung und so schlüpft sie in eine schwierige Rolle.
Nicht nur, dass ihr Fussball überhaupt nicht liegt, sondern auch die für sie fremde Umgebung mit lauten Kindern, unsauberen Verhältnissen und einer ungewohnten Mitbewohnerin stellt sie auf eine harte Probe.

Doch sie erkennt, dass in Borg durch die Finanzkrise den Bewohnern nicht mehr viel geblieben ist, außer ihrer Begeisterung für den Fussball. Langsam findet auch Britt-Marie Gefallen am Fussball und ihre bemutternde Art, wird ihr Rettungsanker. Sie wurschtelt sich mit Hilfe ihrer neuen Bekannten so durch, verliert auch ihre Putzwütigkeit etwas und man spürt den Wandel in ihr. Sie erkennt, was sie bisher im Leben vermisst hat und ist doch gefangen in alten gewohnten Mustern.

So weit, so gut!

Wenn mich die Geschichte auch interessiert hat, so fühlte ich mich durch den sehr einfachen Erzählstil an ein Jugendbuch erinnert. Die ewige Putzerei kam einer Zwangsneurose gleich und hat mich genervt, die Sprache ist mir zu sehr schlicht gefasst, die Dialoge klingen anspruchslos. Es gibt witzige Szenen und zum Ende versucht der Autor dem Ganzen z. B. durch die Erwähnung der Maslow´schen Bedürfnispyramide etwas mehr Tiefgang zu geben. Für mich hat dieser Roman 3 Sterne verdient. 
 
 

Mit Britt-Marie erlebt man unerwartete Freundschaften, die sie auf ihrem Weg begleiten und etwas Schwung in ihr Leben bringen. Wie Menschen in ihren gewohnten Zwängen und Gewohnheiten gefangen sind, kann man hier gut nachempfinden.