Rezension

Keyes wie sie leibt und lebt - hilarious, aber mit Anlaufhindernissen

Making It Up As I Go Along - Marian Keyes

Making It Up As I Go Along
von Marian Keyes

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wer Keyes' 'Under the duvet' und 'Further under the duvet' mochte, wird dieses Buch ebenfalls lieben. Keyes' Selbstironie ist so wahr und direkt, so auf den Punkt, unverblümt und offen, dass man diese Frau einfach lieben und feiern muss! Sie ist die Jessica Day der Generation 40+, dabei aber so verspielt und herzlich wie ein kleines Kind. Die umfassende Textsammlung im vorliegenden Buch enthält nicht nur Humoristisches, auch moralische und emotionale Problemfelder werden beleuchtet.

Diese Sammlung von Marian Keyes (bisher unveröffentlichten) Texten lässt sich aufgrund der Kürze der jeweiligen Abschnitte wunderbar nebenbei lesen. Dabei sind die Texte thematisch geordnet, es geht um 'Gesundheit und Schönheit', 'Weihnachten', 'Reisen', 'Prominenz', 'Familie', 'Leidenschaften' und 'Selbsterkenntnis'. Einigen Texten merkt man deutlich an, dass Keyes sie in einer Phase ihres Lebens geschrieben hat, in der sie psychische Probleme gehabt hat. Die Texte werden nachdenklicher und Keyes fast schon brutale Offenheit trübt den sonst so leichten Ton ihrer Texte, das Lachen bleibt einem dann fast im Halse stecken. Dadurch hat man jedoch auch das Gefühl, diese Person noch besser kennenzulernen. Keyes hält nichts zurück und ihr Buch ist ein wahrer Seelen-Striptease.

Am meisten gefallen mir ihre lustigen Alltagsbeschreibungen und die Schilderungen von Dingen, die sie liebt. So sucht Keyes genauso nach der Patentlösung für glatte, haarlose Beine wie jede von uns, aber sie schreibt darüber mit so viel Selbstironie, dass man versucht ist, ihre Beschreibung gezielt nachzuerleben (auch wenn sie erfolglos bleibt), einfach weil es sie sich so lustig liest. Alles, was Marian gefällt, möchte ich auch ausprobieren, von Kosmetik-Ratgebern bis Wanderwegen. Ich fühle mich verstanden und sehe in der Autorin eine Freundin, die meine Probleme teilt. Nur dass sie keine Erdbeeren mag, hat mich geschockt.

'Making it up as I go along' ist also ein leicht zu verdauendes Frauenbüchlein (das aber vielleicht auch der ein odere andere Mann gerne lesen würde, um die Frauen besser zu verstehen), das viel Freude macht. Allerdings, und jetzt kommt meine Kritik, erst nach einigen Hindernissen am Anfang. Ich bin jemand, der ein Buch von vorne nach hinten liest. Egal, was da vorne steht. In diesem Buch sind das unter anderem auch eine 'Besetzungsliste', in der die meisten Personen, die im Buch Erwähnung finden und ihre jeweilige Beziehung zu Keyes erläutert werden und ein 'Lexikon', in dem einige irische Formulierungen bzw. Wörter erklärt werden. Ersteres ist zwar nett, doch vergisst man das eh alles wieder sofort, die Liste hätte ans Ende des Buches gekonnt, da würde ich dann bei Interesse hinblättern und das 'Lexikon' ist aus meinen Augen überflüssig, da gerade die irische 'Mundart' in der Keyes schreibt den Charme ihres Schreibstils ausmacht und sich die Bedeutung der Begriffe meist aus dem Zusammenhang ergibt. Und wäre das nicht alles genug Bremserei zu Beginn des Buches, sind die ersten vier oder fünf Texte 'Kopien' älterer, bereits in den vorherigen Büchern enthaltener Veröffentlichungen. Sie sind nicht wortwörtlich dieselben, aber der Inhalt, die Pointen, teilweise der komplette Aufbau sind gleich. Nach dem dritten Text war ich kurz davor aufzugeben, doch ab dem sechsten Text kamen wirklich neue Sachen. Und die zum Glück so gut wie gewohnt.