Kinderemigration Süditalien – Norditalien
Bewertet mit 5 Sternen
Ninetto wächst Ende der 1950-iger Jahre in einem kleinen Dorf in einem der ärmsten Gegenden Siziliens auf. Im Alter von sieben Jahren muss er die Schule abbrechen und macht sich, zusammen mit einem Bekannten seines Vaters, auf den Weg nach Mailand, in die Stadt, die Arbeit und Wohlstand verheißt. Als Laufbursche verdient er zu wenig um die Miete für das Unterkommen bei dem Bekannten zu bezahlen und ist ab dem Alter von neun Jahren ganz auf sich alleine gestellt.
Heute ist Ninetto ein älterer Mann und erinnert sich an sein Leben.
Schon auf den ersten Seiten war ich völlig eingenommen von der Stimmung dieser Geschichte. Ich kann das Dorf San Cono bildlich vor mir sehen. Und auch Ninetto. Ninetto, der kleine Knirps, der seine überschaubare Welt mit klaren Augen sieht, akzeptiert und liebt. Der sich nicht entmutigen lässt. Der täglich hungert aber sehr erfinderisch ist, sich mehr Essen zu beschaffen und der viel zu früh erwachsen werden muss.
Der Autor hat eine wunderbare Sprache gefunden, uns das anschaulich zu machen. Indem er realistisch, jedoch auch persönlich aus Sicht von Ninetto die Geschichte erzählt, bleibt bei mir genug Raum, meine Emotionen einfließen zu lassen. Die Vor-/Rückblenden fand ich genial gesetzt.
Ich kann das Buch jedem empfehlen. Auch heute hat es an Aktualität nicht verloren. Ninetto wurde als Sizilianer in Mailand als Fremder/Emigrant vorverurteilt und ausgegrenzt, was seine Zukunftsperspektive erheblich erschwerte.
Die Übersetzung fand ich sehr gelungen.