Rezension

Klasse Kinderbuch

Joki und die Wölfe - Grit Poppe

Joki und die Wölfe
von Grit Poppe

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wie konnte man sich auf etwas freuen, das man gar nicht kannte?...“

 

Das Buch beginnt tief im Wald. Ein Wolf bringt einen Hasen als Beute zu den Welpen in die Höhle.

Der 10jährige Joki und seine Freundin Sanja befinden sich ebenfalls im Wald. Sanja behauptet, die Spuren eines Wolfes gesehen zu haben. Doch Joki glaubt ihr nicht.

Die Autorin hat ein abwechslungsreiches und über weite Strecken realistisches und spannendes Kinderbuch geschrieben. Im Mittelpunkt stehen Joki und der Wolfswelpe Schwarzohr. Letzterer war der Schwächste aus seinem Wurf.

Für Joki stehen Veränderungen an. Seine Mutter ist hochschwanger. Sie werden zu Knut, dem Vater des Babys, auf den Bauernhof ziehen. Dort erwartet ihn zwar ein großes Kinderzimmer und weitere positive Überraschungen, aber auch Aufgaben auf dem Hof.

Der Schriftstil ist der Altersgruppe angemessen. Das zeigt sich insbesondere in dem Zusammensein und in den Gesprächen von Joki und Sanja. Zwar streiten die beiden, aber, wie in diesem Alter üblich, vertragen sie sich relativ schnell wieder. Der Umzug wird nichts an ihrer Freundschaft ändern. Die Entfernung ermöglicht gegenseitige Besuche.

Das Eingangszitat zeigt Jokis Skepsis gegenüber dem Neuen, was auf ihn zukommt. Die Familienverhältnisse sind für Joki nicht einfach. Bald ist seine Mutter vorwiegend mit der kleinen Schwester beschäftigt, und Knut hat er noch nicht als neuen Vater akzeptiert.

Die Geschichte wird in zwei Ebenen erzählt. Zum einen darf ich Joki in seine neue Welt und bei seinem Abenteuer begleiten, zum anderen lernen ich zwischendurch eine Menge über das Leben der Wölfe. Gerade dieser Teil wird sehr wirklichkeitsnah geschildert. Die Autorin verschweigt nicht, dass Wölfe Raubtiere sind und unter anderem auch Rehe reißen.

Dem wird eher unbewusst und unaufdringlich gegenübergestellt, dass es Knut als Jäger ebenfalls auf Rehe abgesehen hat.

Gut wiedergeben wird das Zusammenleben der Wölfe, die Nahrungssuche und die Erziehung der Welpen.

Als Joki den verletzten Wolfswelpen trifft, nimmt er ihn mit. Schnell begreift er, dass sein Verhalten Konsequenzen hat und der Welpe zurück zum Rudel muss. Also macht er sich auf den Weg. Dieser Teil des Buches gehört zu den spannendsten Abschnitten.

Im Wald erweist sich Joki als genauer Beobachter. Sehr gut werden seine Emotionen geschildert. Im Laufe der Zeit erkennt er, wo ihn der Wolfswelpe überlegen ist, wie das folgende Zitat beweist:

 

„...Nicht zum ersten Mal wünschte sich Joki, die Wesensarten eines Wolfes zu besitzen: seine Ausdauer, seine Kraft, seinen Geruchssinn und seine Fähigkeit, ganz leise und weit entfernte Geräusche wahrzunehmen...“

 

Nicht nur Joki reift bei diesem Unternehmen, auch der Welpe kehrt anders zu seinem Rudel zurück als vorher. Er nimmt zu an Kraft und Selbstständigkeit.

Ergänzend befinden sich im Anhang des Buches weitere Informationen zu Wölfen.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie erzählt nicht nur eine spannende Handlung, sondern räumt mit Vorurteilen gegenüber Wölfen auf.