Rezension

Klassiker

Buddenbrooks - Thomas Mann

Buddenbrooks
von Thomas Mann

Bewertet mit 5 Sternen

Man sieht sich immer zweimal im Leben. So erging es mir auch mit diesem Buch. In der 12. Klasse habe ich mich schon einmal 'abgemüht' dieses Buch zu lesen und zu verstehen. Damals kam ich bis Seite 50, brach ab und las nur noch, die für meine Lehrerin wichtigen Kapitel.

Nun trafen wir uns zum zweiten Mal, als es hieß: Theorie und Geschichte des 20. Jahrhunderts. ich stöhnte. Würde ich es diesmal aushalten? Vielleicht sogar lieb gewinnen?

Wer die Buddenbrooks noch nicht kennt, dem sei kurz auf die Sprünge geholfen. Die Buddenbrooks sind eine Kaufmannsfamilie mit langer Familiengeschichte und eben solcher Tradition. Man begleitet vier Generationen durch die Höhen und Tiefen des Kaufmannsleben. Da gibt es Scheidungen, Verstorbene, Gerichtsbarkeiten, falsche Investitionen und immer wieder das Herz und der Kopf, die eine große Rolle spielen.

755 Seiten sind für mich eigentlich ein 'Klacks' und ich nahm mir wirklich vor es durchzuhalten. Immer wenn ich am Bahnhof stand oder in der Bahn saß, da nahm ich es zur Hand. Und was soll ich sagen? In der 12. Klasse hat man nicht das Wissen, die Erkenntnis und den Mut zu sagen: Dieses Buch ist gut. Jetzt ein paar Jährchen später, ist Thomas Mann ein Paradebeispiel der Literatur für mich. Die vielen Bilder und Facetten in seinem Roman sind übermächtig und glänzen zum Teil ohne aufdringlich zu sein. Es ist faszinierend wie er es schafft, trotz der Länge, ein Kaufmannsleben von vier Generationen auf 755 Seiten zu pressen und nichts zu vergessen.

Passagen, die ich beim ersten Lesen bis Seite 50, als nichtig abgetan habe, konnte ich nun mit einem anderen Blick, mit dem Wissen über Wirtschaftskrise, Böse und einfach ein bisschen mehr Leben, mehr verstehen. Vieles markierte ich nun, weil ich glaubte es ist wichtig. Kleine Spitze, Hinweise, die Mann eingefügt hat und die später den Weg zum Untergang markieren.

Hilfsmittel war mit ein Stammbaum, den ich auch unserem aller geliebten Internet hatte. Das musste vor allem am Anfang sein, denn die Spitznamen irritierten mich.

Jetzt bin ich gespannt, welche Erkenntnisse ich in der Vorlesung mitgeteilt bekomme, ob ich den Test zum Buch bestehen kann, und ob ich euch dann noch einmal mit den 'Buddenbrooks' behellige. Ich betrachte es als Glück, diesem Buch noch einmal begegnet zu sein.

Kommentare

Catherine Buchling kommentierte am 09. Oktober 2013 um 17:05

MIr haben die Buddenbrooks unheimlich gut gefallen! Habe sogar meine Magisterarbeit drüber geschrieben. Da gibt es definitiv "Schlimmeres" von Thomas Mann. Aber ich finde, bei ihm muss man die Texte immer zwei Mal lesen, um sie wirklich zu verstehen. Und er selbst hat ja zu seinem Zauberberg geschrieben, dass man ihm mindestens 7 Mal lesen muss... ;)