Rezension

Kleine große Geheimnisse

Der Kreidemann
von C. J. Tudor

Bewertet mit 4 Sternen

1986: Ein Mädchen wird brutal zerstückelt vom 12jährigen Eddie und seinen Freunden im Wald gefunden. Kreidemännchen führten sie zur Leiche, deren Kopf nie gefunden wurde. 2016: Die Freunde erhalten Briefe, welche sie an die damaligen Kreidemännchen erinnern. Wurde damals der falsche Mann des Mordes verdächtigt? Oder will jemand Rache üben?

Das Buch wird komplett aus der Sicht des mittlerweile 42jährigen Lehrers Ed erzählt: Wie er damals mit seinen Freunden vom neuen Lehrer den Tipp mit den Kreidemännchen als Geheimzeichen bekam, Zwists zwischen den Jugendlichen oder deren Eltern, der Leichenfund und wer damals für den Täter gehalten wurde. Nicht zu vergessen die Kreidemännchen, das Geheimzeichen der Clique. Und wie er jetzt als Erwachsener plötzlich einen Brief mit dem Kreidemännchen erhält, ebenso wie seine damaligen Freunde, von denen einer plötzlich tot ist. Die Zeitstränge wechseln sich ab, wobei die Vergangenheit mit einem recht brutalen Unfall beginnt. Und auch ansonsten lief damals nicht alles rund, was dem Leser so nach und nach deutlich wird. Gemeinsam mit Eddie kommt man als Leser langsam dem wirklichen Mörder auf die Schliche, denn Eddie weiß mehr, als man zunächst annimmt.

 

"Weißt du, was ich mal gehört habe? Geheimnisse sind wie Arschlöcher. Wir alle haben sie. Nur dass manche schmutziger sind als andere." (Zitat S. 221)

 

Dadurch, dass Eddie dem Leser lange Zeit Wissen vorenthält, bleibt dem Roman stets eine gewissen Grundspannung erhalten, wer der wirkliche Mörder war und welches Motiv eine Rolle spielte. Vom Unfall zu Beginn einmal abgesehen kommt es zwar zu keinen nennenswerten Spannungspeaks, langweilig wurde mir jedoch beim Lesen nie. Diese kleinen schwelenden Unruheherde der Vergangenheit sowie dezent versteckte Details lassen zwar immer wieder erahnen, wer für die unterschiedlichen, im Buch vorkommenden Taten verantwortlich sein könnte,  die Gesamtauflösung erfolgt jedoch erst zum Ende des Romans.