Rezension

Kleines Buch riesengroß

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß - Radek Knapp

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß
von Radek Knapp

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch, nein Büchlein, ist für mich wie die Entdeckung eines Schatzes. Der Inhalt ist schnell erzählt: Der 12-jährige Walerian, benannt nach einem Beruhigungsmittel, kommt mit seiner Mutter von Warschau nach Wien. Hinauswurf aus der Schule, Hinauswurf aus Gelegenheitsjobs, Hinauswurf aus der Wohnung der Mutter – so lernt Walerien als wesentliche Erkenntnis: „Der Einzige, auf den man sich verlassen kann, ist man selbst.“ Oder dass man den Aufenthaltsort während des  Schuleschwänzens gut wählen musste. Museumsbesuche sind perfekt, Zooaufenthalte dagegen weniger, da man nicht durch eine zu gesunde Hautfarbe auffallen durfte. So wandert Walerian weiter auf dem Weg zum Erwachsenen, wohnt in einer Wohnung mit einem wandernden Schimmelpilz, begegnet einem Selbstmörder und Teresa, bis er endlich „sein Boot laufen lässt“.

Der Titel des Buches sagt bereits alles aus über die Schreibweise des Autors. Die vielen kleinen geschilderten Episoden werden ganz lapidar und einfach erzählt und sind dabei oft zum Schreien komisch.  Ich habe selten beim Lesen eines Buches so oft laut gelacht. Aber nur im Vordergrund sind die Ereignisse urkomisch, dahinter sind sie ganz versteckt ernst, fast tragisch. Das ist ganz große Kunst, so leichtfüßig heiter daher zu kommen und damit Großes zu sagen.

Ich finde diesen Schriftsteller genial und das kleine Buch riesengroß!