Rezension

Klon-Dystopie mit einigen Schwächen

Ananda - Beta - Rachel Cohn

Ananda - Beta
von Rachel Cohn

Bewertet mit 3 Sternen

Für Beta und mich war der Start etwas holprig. Erst wird man Zeuge des Kaufs von Elysia, die die Hauptfigur ist. Dann springt man einige Wochen zurück, nämlich zu dem Zeitpunkt, zu dem Elysia als Klon das Licht der Welt erblickt. Zu diesem Zeitpunkt ist sie 16 und die Replik eines Mädchens, das gestorben ist. Elysia ist eine Beta, eine Testversion, da bisher keine ausgereifte Form von Teenager-Klonen existiert. Sie wohnt auf der Insel Demesne, auf der nur reiche Menschen wohnen, die es sich in sauerstoffangereicherter Luft und extra weichem, violetten Wasser gut gehen lassen. Da jeder Mensch dort früher oder später in einen Zustand der Arbeitsunwilligkeit verfällt, mussten die Klone her. Diese haben keine Seele und können dementsprechend auch keine Gefühle haben. Sie werden sich also immer dem fügen, was ihr Besitzer ihnen gebietet.
Wie man sieht, brauche ich für die Schilderung der Situation schon eine Weile. Genau das ist es, was mich anfangs gestört hat. Natürlich ist das Klonen ein heikles Thema und gerade bei ihrem gewählten Schauplatz muss man sehr viel erklären, um die Situation zu erläutern. Aber irgendwie hat sie das so trocken gemacht, den Leser immer nur mit Fakten und Beschreibungen gespeist. Solche Passagen habe ich dann teilweise übersprungen. Wer schon mal Thomas Manns „Die Buddenbrooks“ lesen musste, weiß, was ich meine.
Wenn man trotzdem weiterliest und nach einiger Zeit die Handlung einsetzt, kann der Anfang vergessen werden. Die restliche Geschichte fand ich eigentlich ganz interessant. Elysia kommt in eine Familie und ihre Aufgabe ist es, die Tochter zu ersetzen, die vor Kurzem zum Studieren weggezogen ist. Für einen Klon hat sie eine sehr entspannte Aufgabe. Schnell wird jedoch deutlich, dass Elysia kein normaler Klon sein kann: Sie hat Erinnerung von ihrer „First“ und kann schmecken und Gefühle empfinden. Das darf jedoch niemand erfahren, da sie sonst sterben müsste. Für defekte Klone kennt niemand Gnade.
Und dann ist da noch Tahir, ein 18-jähriger Bewohner der Insel, der nach einem schweren Surfunfall wieder nach Hause kommt. Seitdem scheint er sich sehr verändert zu haben und Elysia fühlt sich sehr zu ihm hingezogen. Was ist sein Geheimnis?
Generell finde ich die Idee gut, die Klone optisch durch ein Schwertlilien-Tattoo und fuchsiarote Augen von den Menschen zu unterscheiden. Das zweite Tattoo, das jeder Klon entsprechend seiner Aufgabe bekommt, finde ich überflüssig. Es erscheint mir wie ein Detail, das die Autorin unbedingt noch hinzuerfinden wollte, damit sich ihre Erzählung abhebt.
Es gibt einige Stellen im Buch, an denen ich mir gedacht habe: „Wie, die versteht das erst jetzt? Die gleiche Erkenntnis hatte sie doch schon vor 50 Seiten?“
Die ein oder andere Ungereimtheit kommt vor.
Alles in allem gefällt mir die Geschichte aber sehr gut. Auch wenn es manchmal ein bisschen an Spannung fehlt, bleibt man als Leser am Ball, weil man wissen will, ob Elysia als defekter Klon erkannt wird, oder nicht.
Auch das Thema finde ich wirklich interessant. Vielleicht wird es in der Zukunft tatsächlich möglich sein, Menschen zu klonen. Die Sklaverei, die im Roman für die Klone an der Tagesordnung ist, ist wirklich unmenschlich und verachtend. Die Menschen, die auf der Insel wohnen, kümmern sich am allermeisten um ihr eigenes Wohl und häufig bekommt man ein mulmiges Gefühl beim Lesen.
Allerdings erfährt man relativ wenig über das Leben außerhalb der Insel auf dem Mainland. Mich hätten die Water Wars auch interessiert. Hier kann man sich ja nur vom Namen ungefähr ableiten, worum es ging, aber ansonsten erhält man dazu keine Informationen.
Das Buch wird sicherlich fortgesetzt werden, denn das Ende wirft neue Fragen auf und überrascht. 

Fazit:
Für Fans von Dystopien und mehr oder weniger neuen Ideen und Welten sicherlich empfehlenswert. Ich bin gespannt auf den nächsten Teil!