Rezension

knapp daneben

Duell - Arnaldur Indriðason

Duell
von Arnaldur Indriðason

Bewertet mit 1 Sternen

Schauplatz Reykjavík,  1972. In einem Kino wird ein fünfzehnjähriger Junge brutal erstochen, hat der Mord etwas mit der Schachweltmeisterschaft zu tun, die momentan stattfindet? Marian Briem und sein Kollege Albert ermitteln.

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen. Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht, ein Mord zur Zeit des kalten Krieges und der Schachweltmeisterschaft  versprachen Spannung. Der Einstieg fiel mir nicht leicht, was vor allem daran lag dass die Protagonisten sehr blass rüberkommen und viel zu wenig beschrieben sind, zu wenig Konturen haben. So habe ich wie viele andere aus der Leserunde den Protagonisten Marian Brien für eine Frau gehalten. Erst der Hinweis einer Mitleserin, die die Figur aus anderen Indridason Büchern kannte, brachte Auflklärung. Leider blieben die Figuren bis zum Ende blass, ich bekam weder ein  Gesprür für Brien noch für seinen Kollegen Albert. Da half auch nicht die sehr ausführliche Beschreibung von Briems Kindheit, die geschätzt ein gutes Drittel des Buches einnimmt. Am besten gezeichnet war das Mordopfer, das leider nur einen winzigen Part in der Geschichte einnimmt.
Der Fall an sich ist geradlinig und vorhersehbar, es gibt keine überraschenden Wendungen. Die Ermittlungen bestehen im wesentlichen aus immer wieder neuen Verhören der Personen, die sich zur Tatzeit im Kino befanden,  dem Sichern von wenigen mageren Beweismitteln und dem Anstellen von Vermutungen und Theorien. Amüsant fand ich, dass die Vernommenen den Ermittlern immer wieder Fragen zum Fall stellten anstatt die ihnen gestellten Fragen zu beantworten. Letzlich war Kommissar Zufall maßgeblich an der Lösung des Falls beteiligt, die Kommisare haben sich hier nicht mit Ruhm bekleckert.

Der kalte Krieg und die Schachweltmeisterschaft sind nur Kulisse für den Fall, bei mir kam keine Athmosphäre für die damalige Zeit auf. Es reicht eben nicht aus immer wieder zu erwähnen dass der Kalte Krieg herrscht, das allein zaubert kein Feeling für die Zeit. Was mir bei der Lektüre am meisten fehlte war auch nur ein klitzekleiner Ansatz von Spannung, den ich bei einem Krimi nun mal erwarte. Das Buch liest sich wie ein Roman, stellenweise sehr zäh, Spannung kam bei mir zu keiner Zeit auf. Allerdings lernt mal so einiges über die Tuberkulosetherapie in den 30er Jahren, was ja auch nicht schlecht ist....

Fazit: Wer einen spannenden Krimi mit einem intelligenten Plot lesen möchte sollte um das Buch einen großen Bogen machen.