Rezension

Knapp daneben...

Zertrennlich - Saskia Sarginson

Zertrennlich
von Saskia Sarginson

Bewertet mit 3 Sternen

In Saskia Sarginsons Roman „Zertrennlich“ treibt das Schicksal einen Keil zwischen das Zwillingspärchen Viola und Isolte. Nein, sie sind nicht wirklich zerstritten. Isolte kümmert sich fürsorglich um die magersüchtige Schwester, die im Krankenhaus medizinisch versorgt wird. Es ist ein dunkles Ereignis aus der Vergangenheit, dass die Geschwister voneinander trennt und sie völlig verschiedene Lebenswege einschlagen lässt. Isolte arbeitet sich auf der Erfolgsspur des Lebens in London nach oben. Viola lässt sich vom Strom ihrer Unzulänglichkeiten mitreißen. Sie geht den Weg, ihrer Mutter Rose, die an ihren Aussteigerträumen verzweifelt und beim Sprung aufs sittsame Familienfestland eine Katastrophe auslöst. Denn in jenem englischen Sommer begegnen Viola und Isolte einem wilden Bruderpärchen, das sich in den Wäldern herumtreibt. Immer auf der Suche nach Abenteuern, nach einem Halt im Leben, den die Erwachsenenwelt Ihnen verweigert.

„Zertrennlich“ wird aus den Perspektiven von Viola und Isolte heraus erzählt. Die Geschichte wirkt dadurch zu Beginn etwas sprunghaft, der spröde Erzählton von Isolte hat natürlich einen Grund tief in der Vergangenheit. Das wirkte auf mich absolut authentisch, leider allerdings auch leicht distanziert, wodurch die Bindung an das Zwillingspärchen lange Zeit bei mir nicht aufkam. „Zertrennlich“ ist ein Buch, dass man sich hinein arbeiten muss. Dann entfaltet dieses düstere Schicksals-Potpourri durchaus die gewollte Wirkung. Denn die eigentlichen Geheimnisse versteht die Autorin meisterhaft zu verstecken. Von imponierender Sprache, ausgefeilter Erzählweise und guter Beobachtungsgabe getragen. Allerdings mündet der Roman nach dem schwerfälligen Anfang in ein unsäglich seichtes Ende, dass ich zudem inhaltlich nicht nachvollziehen konnte. Insgesamt kein schlechter Roman. Länger im Gedächtnis bleiben wird mir das Buch allerdings nicht.