Rezension

Kommt nicht recht in Schwung !

Wenn ich jetzt nicht gehe - María Dueñas

Wenn ich jetzt nicht gehe
von María Dueñas

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe mich auf einen tollen Abenteuerroman mit spanischem Feuer gefreut - aber nix da, der Roman ist weitschweifig und träge.

Der Roman von Maria Duenas hätte von seinem Plot her alles gehabt, was man braucht, um einen guten Abenteuerroman zu kreieren, man fährt noch mit Kutschen durch die Gegend, die Pferde dampfen, die Dampfer stampfen, Kolonialherrenzeit. Leute sind reich, Leute sind arm, Adel und Neureiche, fremde Länder, Gerüche, Hasardeure. Aber es hat nicht geklappt. Die Autorin kommt nicht in die Pötte. Spannung Fehlanzeige, nicht ein einziges Mal war ich neugierig darauf, wie es weitergeht!

Mauro Larrea hat sein Glück gemacht, durch Wagemut und Tatkraft. Er ist Silberminenbesitzer und einer der angesehensten Männer in Mexico City. Aber wie das so ist, man kriegt den Hals nicht voll, er setzt auf die falsche Karte und verliert alles. Da blufft er, schließt einen waghalsigen Handel mit einem Kredithai und geht nach Kuba, um die Zinsen zahlen zu können und alles zurückzugewinnen. In Kuba angekommen, gelingt es ihm, mithilfe des Schicksals, Wagemut und Glück, eine neue Trumpfkarte in die Hand zu bekommen, er muss dafür jedoch nach Cádiz. Nach den üblichen Irrungen und Wirrungen, Intrigen überall, findet er ein neues Glück.

Das Strickmuster ist ja nicht neu, hätte aber trotzdem wunderbar funktionieren können, wenn die Autorin sich nicht gerade auf den Unwesentlichkeiten der Story lang und breit ausgeruht hätte, alles wird sehr breit ausgetreten, in eintönigen Dialogen noch mal und noch mal erklärt, hast du, Leserin, diesen Intrigenstrang auch wirklich begriffen? Ja, habe ich, aber dadurch wird’s nicht spannender, leider.

Die Erzählweise brilliert nicht durch Raffinesse und das durchgängig. Eine Figur, sie hat dies und jenes an, eine andere Figur, sie sieht so und so aus, das ist langweilig, alter Hut, kalter Kaffee. Mit den Helden wird man nicht so richtig warm, die Autorin verstrickt sie in nichtssagende Dialoge, tut sich aber schwer mit deren Innenleben. Latteo, ein Macho wie er im Buche steht, führt fiktive, lamentöse Selbstgespräche mit einem abwesenden Freund. Das alles wirkt unbeholfen, umständlich. Atmosphäre kommt selten auf, geschichtliche Einbindung wird gelegentlich versucht, ist aber mager.

Der Stil ansonsten ist ganz in Ordnung, der Plot ist eigentlich gut, was ich schon erwähnte, unter drei Sterne muss man folglich nicht gehen bei der Bewertung. Anderen gefällt die Schwerfälligkeit der Erzählung vielleicht, mich hat das Buch jedoch enttäuscht.

Fazit: Verschenkter Stoff. Langwierig. Langweilig.

Kategorie: Abenteuerroman
Verlag: Insel, 2017

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 18. März 2017 um 09:04

... alles wird sehr breit ausgetreten, in eintönigen Dialogen noch mal und noch mal erklärt, hast du, Leserin, diesen Intrigenstrang auch wirklich begriffen? Ja, habe ich, aber dadurch wird’s nicht spannender, leider...

Jedenfalls ist Deine Rezi schön zu lesen!