Rezension

Komplexe fiktive Geschichte mit wahren Begebenheiten

Die Verschwörung von Shanghai - Xiao Bai

Die Verschwörung von Shanghai
von Xiao Bai

Bewertet mit 3.5 Sternen

Man muss anfangs erwähnen, dass dieser Roman komplex beginnt. Zum einen liegt es an der Vielzahl der Figuren, und zum anderen an den wechselnden Schauplätzen innerhalb des Plots. Die Geschichte beginnt im Jahr 1931 in Shanghai. In Shanghai agieren Besatzer, die Kommunisten und die Funktionäre der Volksmacht. Im Mittelpunkt steht der Pressefotograf Hsueh, der zum Spielball innerhalb der französischen Konzession – als Polizeispitzel – einer weißrussischen Geschäftsfrau und einer chinesischen Geliebten wird. Wobei anzumerken ist, dass die Weißrussin ebenso Hsuehs Geliebte darstellt. Auslöser der Entwicklungen in dem besagten Jahr ist ein Mordopfer im Hafen von Shanghai. Als Hsueh die Zeitung aufschlägt, stellt er fest, dass er die Witwe des Mordopfers bereits auf dem Schiffsdampfer gesehen hat. Heimlich fotografierte er die Frau. Von ihrer Schönheit vom ersten Augenblick an geblendet, geht er der Frau nach. Es stellt sich heraus, dass sie eine weißrussische Waffenhändlerin mit dem Namen Therese ist. Gleichzeitig ist sie Hsuehs Geliebte, aber nicht nur seine Geliebte. Ihr Zweitname ist Lady Holly. Aufgrund dessen, dass Hsueh bei der Presse arbeitet, bekommt er eher Insiderwissen als andere Bürger Shanghais. Somit wird er von der französischen Polizei indoktriniert, um einerseits hinter den Geschäften von Therese zu kommen, und andererseits gerät er in politische Auseinandersetzungen zwischen der chinesischen Kuomintang – eine revolutionäre Partei – und den Anhängern der Volksmacht. Hsuehs zweite Geliebte ist Leng, die ebenso zwischen die Fronten gerät wegen ihres ersten Ehemanns, der der Volksmacht angehörte. Leng entwickelt sich ebenso als Spielball zwischen den Gruppierungen.

Xiao Bai zeigt einen Teil der asiatischen Geschichte vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, der für die Mehrheit der Leserschaft eher unbekannt ist. Französische Konzession, die Briten, die Volksmacht und die revolutionäre Bewegung im damaligen China bilden diesen komplexen Roman. Hauptprotagonist ist der Pressefotograf Hsueh, um den herum das Geschehen aufgewirbelt wird, weil er sich manches Mal mit den falschen Leuten einlässt. Schutz findet er in der Regel bei der französischen Polizei. Momente der Liebe findet er bei Therese, und Momente der Zweisamkeit sind für kurze Dauer bei Leng. Therese stellt eine dominante und nicht ungefährliche Geschäftsfrau dar. Leng dagegen muss zwischenzeitlich mit ihrem Leben kämpfen. Lengs Mann wurde Opfer von Folter und Demütigungen, die auch Leng noch zu spüren bekommt. Nach der ersten Hälfte des Romans wird die Geschichte verständlicher, und zum Ende hin sogar rasant und spannend erzählt.

Man merkt, dass dieser Roman kein leichter Lesestoff ist, und nicht eben nebenher gelesen werden kann. Entweder liest man den Roman in einem Rutsch, oder setzt Pausen zum Nachdanken und Absacken ein. Mit Fragen und Verwirrungen steht man trotzdem am Ende Nach meiner Erfahrung bietet es sich an, diesen Roman nach einiger Zeit nochmal zu lesen, um die geschichtlichen Hintergründe genauer verstehen zu können. Ohne historische Hintergründe, die in einem Anhang im Buch kurz umschrieben werden, kommt man nicht aus. Begrüßenswert ist auch das Personenregister im Anhang, um die einzelnen Figuren einordnen und verstehen zu können. Hilfreich sind auch die Funktionen der Figuren. Da dieser Roman auf wahre historische Begebenheit beruht, die ebenso nicht leicht zu verstehen sind. Dennoch stellt man fest, dass der Autor sich Mühe gibt, einen unterhaltsamen Roman darzubieten. Fazit: anspruchsvoll, lehrreich und nachdenklich.