Rezension

Komplexe Geschichte mit fantastischen Charakteren!

Die Königin der Schatten
von Erika Johansen

Bewertet mit 5 Sternen

Prinzessin Kelsea lebte viele Jahre versteckt, mit ihren Pflegeeltern, im Wald bis plötzlich Reiter vor ihrem Haus auftauchen und sie mit nach Tearling nehmen. Es wird Zeit das sie als Erbin den Thron besteigt und das Volk von den habgierigen Machenschaften ihres regierenden Onkels befreiert. Doch die Reise nach Tearling ist gefährlich und schon bald gerät sie in die Hände ihrer Feinde. Nicht weit entfernt, in nächsten Königreich regiert die rote Königin und sie hat sowohl Tearling als auch Kelseas Onkel in der Hand. Jeden Monat muss er ihr Menschen aus Tearling als Sklaven ausliefern, sonst fällt sie in das Land ein. Allerdings ist Kelsea nicht bereit ihre Untertanen der roten Königin auszuliefern und verbietet die Sklavenlieferungen. Jetzt muss sie sich auch den Konsequenzen stellen. 
Ich habe lange auf das Buch gewartet und war überglücklich als ich es endlich in den Händen hielt. Es ist schon ein sehr dickes Buch und da Erika Johnsen sehr viel Gewicht in ihre Worte legt, muss man wirklich Zeit ins Lesen investieren. Glücklicherweise hat sie die Finger von der mittelalterlichen Sprache gelassen und alles sehr jugendlich gehalten. Die Geschichte zeitlich einzuordnen ist nicht sehr einfach, da man nur weiß das es rund 600 Jahre nach einer großen Umweltkatastrophe spielt. Es gab immer wieder sehr actionreiche Szenen, die sehr bildlich dargestellt wurden und das Kopf-Kino hat wirklich sehr gut funktioniert. Wenn man anfangt zu lesen, merkt man gar nicht wie die Zeit um einen herumverfliegt sondern steckt felsenfest in der Geschichte. Es ist wie ein Sog, der die Augen an die Zeilen fesselt. 

Kelsea, die Protagonistin konnte mich absolut überzeugen! Sie wurde von ihrer Pflegemutter zwar aufs Königin-sein vorbereitet, aber vor allem die Ettiquette war sehr neu für sie. Da Kelsea noch relativ jung ist, hat sie auch mit typischen Teenager-Problemen zu kämpfen, beispielsweise fühlt sie sich in ihrem Körper nicht sehr wohl. Sie ist etwas stärker und beschreibt sich selbst als unscheinbar. Besonders nach dem Aufeinandertreffen mit einem gesuchten Verbrecher der ihr ein wenig den Kopf verdreht, führt sie sich ihr unperfektes Aussehen immer wieder vor Augen. Diese Selbstzweifel spielten sich zwar sehr im Hintergrund ab, nahmen aber einen entscheidenden Punkt in der Geschichte ein.Allerdings hat Kelsea auch ihre Qualitäten, besonders was ihre Gerechtigkeit angeht. Für mich ist sie eine großartige Königin und auch wenn es in Tearling nicht sehr rosig aussieht bin ich mir sicher dass sie ihr Volk wieder in den Reichtum führen wird. Kelsea steht für mich, für Veränderung, Loyalität , Stärke und Gerechtigkeit. 

Der bereits angesprochene Verbrecher, handelt im Buch unter dem Namen 'der Fetch'. Er versteckt sein Gesicht unter einer Maske, doch das ist nicht das einzige mysteriöse an ihm. Im Buch wird noch eine große Frage zum Fetch aufgeworfen. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als man zugeben möchte. Ich finde der Fetch ist noch ein besonderes Kick in dieser Geschichte, der auch das 'Verliebt-sein' hineinbringt und natürlich Schwärmerein von den Seiten der Leser. Mich hat er auf jeden Fall gepackt!

Dazu noch einige weitere Nebencharaktere, die von Erika Johansen sehr facettenreich gestaltet wurden. Besonders Mace, Kelseas engster Vertrauter, rückt während der Geschichte immer mehr in den Vordergrund. Neben Mut und Zielstrebigkeit steht auch das Thema Freundschaft sehr im Vordergrund und man sieht im Buch sehr deutlich welch starken Bände sich zwischen Kelsea und ihren Soldaten entwickeln. Besonders viel Wert wurde auch auf die Antagonistin gelegt, die rote Königin. Man bekommt ihre Grausamkeit sehr gut zu spüren und nachdem es auch einige Kapitel aus ihrer Sicht gibt, weiß man schnell wie sie zu den Entwicklungen in Tearling steht.

Mir fällt es gar nicht so leicht das Buch einzuordnen, da es für mich ein Mix aus vielen verschiedenen Büchern ist wie dem Jugendbuch Red Queen/Die Rote Königin, durch die magische Halskette der mehr Bedeutung zukommt als man anfangs glauben möchte und der voranstehenden Freundschaft, Herr der Ringe und Game of Thrones. Die Autorin lässt sogar ein wenig Humor einfließen, den sie richtig dosiert immer passend platziert. 

~FAZIT ~
Mit seinen fünfhundertvierzig Seiten ist es zwar nicht soo viel dicker als andere Bücher, aber da Erika Johnsens Schreibstil alles andere als leicht und locker ist, muss man in das Buch schon einige Stunden investieren. Dafür bietet sie dem Leser auch eine komplexe Geschichte, mit auseinanderlaufenden Handlungssträngen und interessanten, facettenreichen Charakteren.Ein atemberaubend spanneder Auftakt einer Reihe die ich auf jeden Fall weiterverfolgen werde.