Rezension

komplexe Handlungsstruktur und ein Blick auf eine faszinierend erschreckende Weltenvision

Mind Games - Teri Terry

Mind Games
von Teri Terry

Zitat:
„In der Nacht habe ich wieder den gleichen Albtraum, aber nur weil ich das weiß, hört es nicht auf. Ich bin ihm ausgeliefert.“
(S.26)

„Ich fühle mich verloren, als triebe ich ankerlos im Meer. Vor lauter Fragen verliere ich das Wesentliche aus dem Blick. Und die Antworten verstehe ich entweder nicht oder ich will mich ihnen nicht stellen.“
(S.246)

Inhalt:
Nur ganz wenige Menschen tragen keine Implantate. Die totale Vernetzung ist auf dem Vormarsch. Und doch gibt es immer noch Verweigerer. Sie werden gesellschaftlich zunehmend geächtet.

Die siebzehnjährige Luna ist so eine Verweigerin. An ihrer Schule wird sie völlig ausgegrenzt, nur Hex, ein befreundeter Hacker, hält zu ihr. Völlig überraschend wird sie von PareCo, einem extrem einflussreichen Firmengiganten, zum Einstufungstest eingeladen. Luna schlägt sich wider besseres Wissens sehr gut. Und hier trifft sie auf den Hacker Gecko und beginnt an den Absichten von PareCo zu zweifeln. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Luna eröffnen sich unglaubliche Geheimnisse. Doch auch wenn sie es zuerst nicht wahrhaben will – Luna befindet sich in großer Gefahr!

Meinung:
Natürlich stand „Mindgames“ von Teri Terry auf meiner To-Read-List. Nach kurzer Verweildauer im Regal war jetzt der richtige Zeitpunkt für diese Geschichte gekommen, auf die ich auch schon sehr neugierig war.

Teri Terry führte mich dann auch gleich mit einem Ereignis in die Geschichte ein, durch das sofort Sympathie für Protagonistin Luna geweckt wurde. Ein innerliches Grinsen konnte ich mir dabei ganz einfach aber nicht verkneifen. Doch so ansatzweise humorvoll letztendlich dieser Einstieg war begann ich zu spüren, in welcher Situation sich Lunas Leben abspielte. Lunas Mutter ist vor Jahren bei einem Unfall gestorben. Nun lebt sie zusammen mit ihrem Vater, ihrer Stiefmutter und ihrem Halbbruder Jason. Luna ist eine Außenseiterin. Denn im Gegensatz zu ihren Mitschülern weigert sie sich, ein Implantat einsetzen zu lassen. Ausgrenzung ist vorprogrammiert. Denn selbst der Unterricht wird mittlerweile vorzugsweise auf interaktiver Ebene durchgeführt. Auch das soziale Leben spielt sich vorrangig in den virtuellen Welten von PareCo ab. Menschen ohne Implantat – wie Luna – haben somit immer weniger Kontakte außerhalb ihrer Familie.

Teri Terry konnte mich mit ihrer Idee einer Zukunftsvision wirklich begeistern. Was anfangs als eigentlich erstrebenswerte Situation erscheint, hat auch seine Tücken. PareCo ist ein mächtiger Konzern, bedient wichtige Schnittstellen und beherrscht die Informationstechnologie. Viele Regierungen und Regimes bedienen sich der Angebote von PareCo. Niemand hinterfragt das Handeln der Firma, jeder sieht nur die Vorteile. Welche Möglichkeiten sich damit für den Firmengiganten ergeben, konnte die Autorin eindrucksvoll darstellen. Beim Lesen hatte ich unwillkürlich immer wieder Gedanken und Vergleiche zu unserer aktuellen Weltlage vor meinem geistigen Auge.

Die aus Lunas Ich-Perspektive in Gegenwart erzählte Geschichte konnte mich von Beginn an mitnehmen. Die Ansätze geringfügiger Längen konnte ich zwar immer wieder spüren, dennoch hatte die Geschichte zu viel Sog, um diese überhaupt zu beachten. Zugegebenermaßen gab es schon den einen oder anderen kleinen Stolperstein in der Handlung, welche mich jedoch nicht aus dem Leserhythmus bringen konnten. Teri Terry hat ihren eigenen Schreibstil. Ich persönlich mag diesen und finde ihn auch flüssig zu lesen. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass genau dieses Besondere nicht bei jedem gut ankommt.

Auf komplexe Handlungsabläufe in „Mindgames“ konnte ich mich gut einstellen. Mehr noch, ich fand es faszinierend, welche Szenarien Teri Terry hier zum Leben erweckt. Auch wenn ich zeitweise in ansatzweise verwirrende Handlungsstränge geraten bin, konnte ich immer wieder auf den richtigen Handlungsweg zurückkehren. 
Auch die Charaktere konnte die Autorin für mich sehr glaubhaft und vorstellbar beschreiben. Ich konnte mitfühlen und hoffen, erlag allerdings auch so mancher Täuschung und Tarnung. Teri Terry hatte hier wirklich so einige Überraschungen für mich eingebaut. 

Die Wechsel zwischen realer und virtueller Welt verschwimmen zusehends, die Welten greifen immer mehr ineinander und verzahnen sich. Ein einerseits faszinierendes, andererseits dennoch erschreckendes Szenario. 

Das Ende der Geschichte hatte ich so nicht erwartet. Einigermaßen fassungslos rundet es die Geschichte dennoch hervorragend für mich ab. Nun freue ich mich nun auf weitere Geschichten von Teri Terry, denn „Mindgames“ war tatsächlich mein erstes Buch der Autorin.

Urteil:
„Mindgames“ bietet neben komplexen Handlungsstrukturen auch einen Blick auf eine faszinierend erschreckende Weltenvision. Meine Lesestunden mit Teri Terrys Zukunftsszenario sind mir auf jeden Fall knappe 5 Bücher wert.

Für alle, die eine virtuelle Zukunft nicht fürchten, komplexen Handlungssträngen nicht abgeneigt sind und sich von Szenenwechseln nicht verwirren lassen.

©hisandherbooks.de