Rezension

komplexes Erstlingswerk mit interessanter Grundstory, aber doch sehr gewalttätig

Schattengrau - Michael Jäger

Schattengrau
von Michael Jäger

Bewertet mit 2.5 Sternen

Michael Jäger – Schattengrau, 1, Die Asylanten

Myria muss nach einem Angriff auf ihre Familie aus ihrer Heimat fliehen, niemand scheint sie zu unterstützen, bis auf ihre Schwester Dorne. Doch die gut gemeinte Hilfe inform eines Knechtes wird schon bald zu einer tödlichen Gefahr für Myria, die sich entscheiden muss, wie sie nun weiter vorgeht: sich wehren oder versklaven lassen.
Myria wächst über sich hinaus und geht einen Weg, den sie für sich selbst nie gewählt hätte und trifft dabei auf Lutzker, der auf der Suche nach seinen Kindern ist. Aus politischen Kalkül wurden sie entführt und als Druckmittel benutzt. Doch Lutzker hat eine geheime Gabe und die Schatten unterstützen ihn. Muss Myria ihren eigenen Weg gehen, um der Verfolgung zu entgehen? Wem kann sie vertrauen? Kann sie überhaupt jemanden vertrauen?

Ich lese sehr gerne Fantasy und bin eigentlich auch nicht zimperlich, wenn es um Gewalt oder Mord in diesen Büchern geht, denn schließlich gibt es immer einen Krieg, der gewonnen werden muss. Doch in dieser Story muss ich wirklich sagen, hat mich so manchesmal das Grauen gepackt, denn hier richtet sich die Gewalt u. a.  extremst gegen Frauen und Kinder, es wird vergewaltigt, gemordet und jedem kann schnell mal ein Sklavenkragen umgelegt werden.
Trotz der sehr interessanten Grundidee konnte mich das Buch nur schwerlich einfangen, da auch der Erzählstil eher distanziert und sachlich ist. Ich konnte mich weder in Myria noch in Lutzker besonders gut hinein versetzen, keine Frage, die Charaktere sind facettenreich und detailliert ausgearbeitet, aber mir fehlt hier die emotionale Nahbarkeit der Figuren, die dadurch nicht wirklich lebendig wirken.
Die Welt in der die Story spielt, ist unnahbar, grausam und gewalttätig und trotz der bildhaften und anschaulichen Beschreibungen der Handlungsorte und Schauplätze, wäre das wohl der letzte Ort, an dem sich jemand befinden möchte. Mir gefällt wie plastisch der Autor jene Szenen beschreibt, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte.
Was ebenfalls ein Pluspunkt ist, sind die Karten am Ende des Buches, die noch mal einen genauen Überblick über die Welt in der die Geschicht spielt, gibt.
Und wenn wir schon dabei sind, auch die Namensliste mit den wichtigsten Fähigkeiten und Beziehungen war hier sehr vom Vorteil, da es doch eine wahre Figurenfülle in diesem Buch gibt.
Myria wirkt auf den ersten Seiten ziemlich zerstört, da sie durch Vergewaltigung und Prügel ihren Kampfgeist verloren hat. Ziemlich schnell muss sie erkennen, dass das Martyrium noch nicht vorbei ist und wird deshalb schnell zur Mörderin. Im Verlaufe des Buches können wir einen Blick hinter die Fassade werfen und sie hat Fähigkeiten, die sie geschickt zu nutzen vermag. Nicht immer sind ihre Gründe und Taten nachvollziehbar, aber das ist nicht schlimm, denn so gibt es jede Menge Überraschungen und eine abwechslungsreiche Story.
Lutzker war mir recht schnell sympathisch, er ist rechtschaffen, wenn auch nicht harmlos. Er steht zu seiner Familie und zu seinen Freunden, auch oder gerade weil er sie verteidigen muss. Als seine Kinder entführt werden, begibt er sich auf die Suche, schreckt vor Gewalt und Brutalität nicht zurück.
Das hier in diesem Buch die extreme Gewalt die Geschichte dominiert finde ich schade, natürlich gibt es auch geschickte Winkelzügen, politische Machenschaften, aber ich hätte mir gewünscht, dass der Augenmerk etwas mehr auf der Story lag anstatt auf die zahllosen Vergewaltigungen und Tote.

Nun es ist wie es ist, es ist eine gute Story, auch wenn mir nicht alles gefallen hat. Durch den lockeren, flüssigen Schreibstil wird die Story schnell zu einem Pageturner, trotz der wenig emotionalen und eher distanzierten Erzählart. Mir gefällt die Idee mit den Schatten, mit den besonderen Fähigkeiten und auch der Strang um Myria ist interessant.
Ich denke Fantasyliebhaber werden auf ihre Kosten kommen und sich angenehm unterhalten fühlen, denn die Welt in der die Geschichte spielt ist sehr komplex.

Ich denke nicht, dass ich die Fortsetzung lesen werde, aber sollte es jemals ein Hörbuch von dieser Story geben, wäre ich sicherlich dabei.

Das Cover ist ein interessanter Blickfang, und auch der Titel spiegelt den Inhalt des Buches wieder.

Fazit: komplexes Erstlingswerk mit interessanter Grundstory, aber doch sehr gewalttätig. 2,5 Sterne.