Rezension

Konnte mich fesseln und überzeugen

Palace of Glass - Die Wächterin
von C. E. Bernard

Bewertet mit 5 Sternen

London im Jahre 2054 – seit mittlerweile einigen Jahren sind Berührungen unter den Menschen nicht mehr gestattet und dienen lediglich noch der Fortpflanzung. All das wird den Magdalenen angelastet, denn diese können mit der bloßen Berührung von Haut Gedanken lesen und kontrollieren. Die junge Rea Emris gehört zu den Magdalenen, doch bisher ist sie unentdeckt geblieben. Tagsüber arbeitet sie als Schneiderin, doch in der Nacht wagt sie es und nimmt ihre Handschuhe ab, um im Ring gegen andere zu kämpfen. Aber der britische Geheimdienst ist Rea, die davon nichts ahnt, bereits auf der Spur und eines Nachts wird sie an den Königshof entführt. Ihr Auftrag: als Leibwächterin des Kronprinzen zu dienen, allerdings undercover.

Meine Meinung

Bereits beim Stöbern in den Neuerscheinungen fiel mir dieses hübsche, glänzende Cover auf und machte mich neugierig. Der Klappentext verspricht obendrein eine Geschichte, die ich in solch einer Form noch nicht gelesen habe und noch einmal mehr neugierig werden lässt.

Schon der Einstieg, der mitten im Geschehen stattfindet, zieht den Leser in seinen Bann. Wobei ich schon sagen muss, dass C. E. Bernard einen eher ungewöhnlichen Schreibstil hat. Mit einer Mischung aus klarer und direkter Sprache und vielen, anschaulischen Details, versetzt sie den Leser direkt in das zukünftige London und fesselt diesen an das Geschehen.

Dadurch das die Autorin dem Leser zu Beginn einen klaren Einblick in das Leben der Menschen im Jahr 2054 liefert, kann man sich sehr genau in die Geschichte versetzen. Das Worldbuilding wirkt durchdacht und ungewöhnlich. Es fühlte sich für mich beim Lesen an wie eine Mischung aus moderner Welt, denn es gibt allen technischen Schnickschnack, den wir auch kennen, und einer rückständigen Welt, denn allein die Kleidung und das Auftreten der Menschen ließen mich an längst vergangene Zeiten denken. Das in Gedanken miteinander zu verknüpfen, war absolut ungewohnt und so manches der entworfenen Bilder ließ mich kurz innehalten und nachdenken: eine Frau mit hohem Kragen, langem Kleid und Handschuhe und dabei ein Smartphone in der Hand, das wirkte schon ein wenig verstörend, aber absolut ungewöhnlich, interessant und neu.

Auch die Geschichte entwickelt sich sehr schnell zu einem spannenden Pageturner und es kommt immer wieder zu Situationen, die ich nicht vorausahnen konnte und mich überraschten. Genauso ließ auch die gedankliche Suche nach dem Verräter die Seiten nur so vorbeifliegen und natürlich auch das Mitzittern und Mitfiebern, ob und wenn ja, wann Rea auffällt, all das konnte mich nicht nur hervorragend unterhalten, sondern ließ mich kaum los, bis das Buch beendet war.

Wir verfolgen die Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin Rea, die auch in der Ich-Form das Geschehen wiedergibt. Schnell fühlte ich mich mit der jungen Frau verbunden und konnte mit ihr mitfühlen. Rea ist ein sehr sympathischer Charakter und besitzt eine ihr ganz eigene Stärke. Auf der einen Seite hat sie Angst und auch Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit lassen sie immer mal wieder an ihrer eigenen Kraft und Stärke zweifeln, auf der anderen Seite ist sie mutig und scheut sich nicht bei Gefahren zu kämpfen.

Neben Rea gibt es eine ganze Menge Nebencharaktere, die allesamt sehr glaubwürdig wirken und facettenreich sind. Sei es der Kronprinz Robin oder die Duchesse Ninon, jeder Einzelne wirkt hier mit auf die Handlung ein und agiert so maches Mal unvorhersehbar. Auch hier konnte die Autorin mich so manches Mal überraschen, aber auch überzeugen.

Mein Fazit

Ein Buch, das mir spannende und ungewöhnliche Lesestunden brachte und defintiv bereits jetzt eins meiner Jahreshighlights ist. Tolle, lebendige und facettenreiche Charaktere, ein detailliertes Worldbuilding und eine fesselnde, bildreiche Sprache ließen die Seiten nur so vorbeifliegen und mich erst zur Ruhe kommen, nachdem ich es beendet hatte. Ein Showdown zum Schluss, so wie ein Cliffhanger lassen mich gespannt auf die Fortsetzung warten, die zum Glück nicht mehr allzu lange dauert. Eine Leseempfehlung an alle Freunde von Fantasy, aber auch Dystopie.