Rezension

Konnte mich nicht überzeugen

Ende in Sicht -

Ende in Sicht
von Ronja von Rönne

Bewertet mit 3.5 Sternen

Hella, eine abgetakelte 69-jährige Schlagersängerin ist unterwegs in Richtung Schweiz. Einst gefeiert und jetzt höchstens mal ein kleiner Kaufhausauftritt, will sie ihr Leben mit einem Giftcocktail in der Schweiz beenden. Leider kommt Hella nicht sehr weit, denn es stürzt ihr von einer viel zu niedrigen Autobahnbrücke ein Teenager vor den Passat. Juli, ist im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde. Dem depressiven 15-jährigen Teenager konnten weder eine Therapie noch der alleinerziehende Vater weiterhelfen. Jetzt steht sie auf einer sogenannten Grünbrücke, die gebaut wurde, damit Rehe und Wildschweine nicht der A33 zum Opfer fielen, nicht als "Fallwild" in den "Rädern des Feierabendverkehrs" verenden.

Im Mittelpunkt steht das brüchige Verhältnis der beiden trostlos Traurigen, die nur gemeinsam ins Leben zurückfinden können. Hella und Juli sind sich nicht sympathisch. Obwohl sie auch Gemeinsamkeiten haben. Während Hella darunter litt, dass die Schwester bevorzugt wurde, hat Juli mit einer völlig abwesenden Mutter zu kämpfen.

Die Schreibweise ist sehr wortgewandt, teilweise recht ausfällig bis respektlos. Die Handlung ist oft mehr als skurril und sehr überspitzt. Der aufblitzende Humor wirkt aufgesetzt. Da alles in kurzen Sätzen geschrieben ist, fliegt man durch die Seiten. Vieles erscheint unlogisch. Die Charaktere sind so überzeichnet, dass sie keine Nähe zulassen. Ein leicht zu lesendes Buch, auch mit Tiefe, aber am Ende behält man nichts davon zurück.

Das Buch hat mich angesprochen, weil ich mich mit dieser Krankheit nicht auskenne.

Das versprochene dramatische und unangemessene komische Lesevergnügen habe ich nicht erlebt. Die Botschaft ist bei mir nicht angekommen.

Ein nettes Roadmovie, stellenweise interessant, partiell recht nervig. Trotz des ernsten Themas konnte es mich nicht überzeugen.

Es gibt einige starke Sätze und Szenen, die ich erwähnen möchte.

Wie z.b.: "Das Beste, dachte sie so leise wie möglich, denn der Gedanke war ihr vor ihr selbst peinlich, das Beste war, dass sie in der Schweiz zwei Termine hatte: einen zum Sterben und einen einige Stunden davor: zum Schminken und Frisieren." Oder auch: Kurz vor dem Sprung denkt dieser Teenager aber noch: "Konnte er nicht einfach Sachen tun, die gewöhnlich Teenager seines Alters taten?" Mit einer kalkigen Schale tritt Juli auch an den Brückenrand, um in die Tiefe zu springen. Das Tiergehäuse zerbröselt, das Kind überlebt.