Rezension

Konnte mich nicht wirklich berüheren

Zehn Wünsche bis zum Horizont
von Emma Heatherington

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt
Maggie wurde von ihrem Mann betrogen, ehe sie ihren zweiten Hochzeitstag feiern konnte. Nun steht sie da, allein, gedehmütigt, mit einem gebrochenen Herzen - aber mit einem Plan. Es ist nicht irgendein Plan, sondern die To-Do-Liste von Lucy, der Frau, dessen Herz seit siebzehn Jahren in Maggies Brust schlägt. Zur größten Brücke der Welt reisen, sich ein Tattoo stechen lassen, Tiernan Quinn finden und ihn küssen … das alles wollte Lucy tun, bevor sie starb, aber hat es nie geschafft. Maggie fasst den Entschluss, all diese Träume in Lucys Namen zu erfüllen. Und mit jedem Punkt, den sie von der Liste streicht, heilt Maggies Herz. Mit Lucy an ihrer Seite findet Maggie ihren Sinn für die Schönheit des Lebens und ihre innere Kraft wieder.

Meine Meinung
Romane, in denen Personen durch Briefe und/oder To-Do-Listen anderer Leute zurück ins Leben finden bzw. lernen, dieses zu genießen, sind spätestens seit "P.S. Ich liebe dich" keine Seltenheit mehr. Trotzdem lese ich Geschichten dieser Art immer noch sehr gerne, weil sie eine wichtige Botschaft vermitteln (dass das Leben nur Sinn hat, wenn man jede Sekunde davon auskostet) und die Handlung von vornherein ein Ziel verfolgt. Die Gefahr, dass es langatmige Passagen über banale Alltagsbegebenheiten gibt, wird auf ein Minimum reduziert. Ein Aktivwerden der Protagonisten ist garantiert und somit dürfte das Geschehen aufregend und abwechslungsreich sein. Leider traf das bei "Zehn Wünsche bis zum Horizont" nur bedingt zu.
Wenngleich Maggie dank Lucy einen gut gefüllten Terminkalender hat und sich für die Erfüllung ihrer Aufgaben sogar über die Landesgrenzen hinaus begeben muss, wollte mich die Geschichte nicht packen. Maggies Backgroundstory (dass Maggie ein Spenderherz benötigte und dieses von Lucy erhielt) sowie die Art und Weise, wie die Ereignisse initiiert wurden (dass Lucys Bruder Maggie die To-Do-Liste überlässt), fand ich soweit gut und einfallsreich, weil es mal nicht um einen verstorbenen Verwandten und Lebenspartner ging. Auch mit Maggie konnte ich mich ganz gut anfreunden. Anfangs war sie mir zwar zu wehleidig (angesichts ihrer kürzlich gescheiterten Ehe durchaus nachvollziehbar), aber das gibt sich mit der Zeit. Woran es bei mir gehadert hat, war erstens, dass Maggie zwar super beschäftigt war und viel erlebt hat, aber die einzelnen Punkte der Liste keine große Herausforderung waren. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wo die Hürden bleiben. Alles lief wie geschmiert, für jedes Problem gab es sofort eine Lösung, jeder, den sie traf, war ihr wohlgesonnen, zuvorkommend und hilfsbereit. Alles hat sich gefügt, sodass Maggie relativ schnell die einzelnen Punkte abhaken bzw. durchstreichen konnte (bis auf Lucys größten Traum, der etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hat). Das ist zwar nett mitzuverfolgen, aber leider auch nicht so nervenaufreibend, wie ich es mir erhofft hatte. Zweitens bleiben die Nebencharaktere und neuen Bekanntschaften recht flach, da sie nur eine untergeordnete Rolle spielen. So schnell wie sie auftauchen, verschwinden sie auch wieder. Man erfährt nur die Basics über sie und doch pflegt Maggie binnen kürzester Zeit einen mehr oder weniger engen und vertrauten Umgang mit ihnen. Insbesondere bei einer gewissen Person, die Maggie in Frankreich kennenlernt, und bei Simon, Lucys Bruder, erschien mir das merkwürdig (auch wenn ich ihn durchaus mochte). Das hat mehr oder weniger dazu geführt, dass ich, drittens, von Maggies Erlebnisse und ihrem seelischen Heilungsprozess relativ unberührt blieb. Fairerweise muss ich aber auch anmerken, dass es sehr selten ist, dass mich ein Roman emotional richtig aufwühlt, weil ich nicht sonderlich nah am Wasser gebaut bin. Mit extrem romantisch aufgeladenen oder gefühlsduseligen Passagen tu ich mich besonders schwer. Ich hatte das Gefühl, dass diese im letzten Drittel sehr stark zugenommen haben. Ich war zwar auf Melancholie und Wehmut gefasst, nur hat es mir das trotzdem nicht einfacher gemacht, damit umzugehen. Viertens habe ich mich an den Sprüngen zwischen altbackenen (zumindest hat das Präteritum immer diese Wirkung auf mich) und dann wieder umgangssprachlichen Formulierungen gestört, die sie nicht so recht zueinander passen wollten.
Was ich dem Roman jedoch zugute halten muss, ist das Ende, welches ganz anders ausgefallen ist, als ich vermutet hätte. Retrospektiv konnte es zumindest einen meiner Kritikpunkte etwas entschärfen, weil es erklärt, warum Emma Heatherington es so und nicht anders gemacht hat.

Fazit
Ich mag Geschichten dieser Art sehr, meinen persönlichen Geschmack hat dieser Roman aber leider nicht getroffen. Anfang und Ende fand ich super, aber der Mittelteil konnte mich nicht in seinen Bann ziehen, weil mir ein paar Hürden gefehlt haben und mich die zwischenmenschlichen Entwicklungen nicht überzeugen konnten.

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