Rezension

Kranke Charaktere

Die stille Kammer - Jenny Blackhurst

Die stille Kammer
von Jenny Blackhurst

~~Zum Inhalt:
Susan Webster hat vor einigen Jahren ihr Kind in einem Anfall geistiger Umnachtung getötet und ist jetzt nach erfolgreicher Therapie wieder auf freiem Fuß, sicherheitshalber inkognito an unbekanntem Ort. Doch dann passieren merkwürdige Dinge und es häufen sich die Anzeichen dafür, dass ihr Sohn noch lebt und auch sonst nichts so ist, wie es deutlich schien. Gemeinsam mit dem Reporter Nick und ihrer Freundin Cassie macht sie sich auf, die Rätsel zu lösen.

Mein Eindruck:
Blackhurst hält zu Beginn des Buches ihrer Leserschaft gekonnt bei der Stange. Dazu gehören kurze Kapitel, eine gut komponierte Auswahl an Charakteren, die Verquickung von Vergangenheit und Gegenwart. Ihr Schreibstil ist eindringlich, die Geschichte gut durchdacht, Verzweiflung und Trauer zum Greifen. Aber dann kommen Momente, die so abstrus, aberwitzig und unglaubwürdig sind, dass dadurch das ganze wunderschöne Konstrukt ins Rutschen gerät. Erwachsene Menschen mit sehr viel Lebenserfahrung agieren so grenzenlos naiv und dämlich, dass der durchaus vorhandene Lesespaß immer weiter schrumpft. Hinzu kommen einige von den Toten Auferstandene, eine Handvoll Psychopathen und getroffene Entscheidungen, die für jeden mit einem halbwegs gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbar sind. Am wenigsten hat mir dabei das Frauenbild der Autorin gefallen: Gerade die Weiblichkeit zeichnet sich mit einem besonderen Mangel an Verstand, Herzensbildung und Willensstärke aus, wenn auch bei einigen Figuren Spuren davon vorhanden sind. Und so zerstört sich der gute Eindruck vom Beginn Stück für Stück.
Doch trotz aller Kritik würde ich Blackhurst nicht abschreiben wollen, - ihr Stil ist gut und ich könnte mir vorstellen, dass sie mit einer in jeder Hinsicht beschränkteren Geschichte (nicht ganz so viele alle in den Fall verstrickte Personen und nicht fast alle Psychos, nicht so viele miteinander verwobene Straftaten) einen spannenden UND glaubhaften Thriller zustande bringt. Denn schnell gelesen – ein untrügliches Zeichen für Spannung -  ist das Buch.

Mein Fazit:
Irgendwie zu viel gewollt und die Glaubwürdigkeit auf der Strecke gelassen. Da mich das Buch jedoch trotzdem gefesselt hat

3 Sterne