Rezension

krasse Gegensätze

Die Dunkelheit zwischen den Sternen - Benjamin Lebert

Die Dunkelheit zwischen den Sternen
von Benjamin Lebert

Bewertet mit 3 Sternen

Mit Crazy hat Benjamin Lebert einen riesigen Bestseller gelandet, trotzdem hatte ich bisher noch nichts von ihm gelesen. Von der recht düsteren Beschreibung dieses Romans war ich aber sehr angetan. Und die Geschichte über die drei Kinder aus Kathmandu war wirklich interessant.

Gut gefallen hat mir, wie Lebert fast wie nebenbei die krassen Gegensätze zwischen Arm und Reich, Mann und Frau, Kindern und Erwachsenen herausarbeitet. Es ist bedrückend über die Erfahrungen und den tristen Alltag der Kinder zu lesen. Wie wenig sie wert sind, unter welchen Bedingungen sie arbeiten mussten, von ihrer Familie getrennt wurden, Gewalt erlebt haben oder dass Spielen als ein fast schon ungerechtfertigter Luxus gesehen wird. Bei all dem schwingt Lebert aber nie die Moralkeule oder versucht auf die Tränendrüse zu drücken. Im Gegenteil scheinen seine drei Hauptcharaktere besonders stark und entschlossen. Auch das Misstrauen gegenüber der Welt und ihre leisen Hoffnungen kommen schön heraus.

Dagegen fand ich die Sprache des Romans insgesamt etwas ermüdend. Es gibt viele kurze Sätze und die Sprache ist sehr schlicht. Die vielen gebetsartige Wiederholungen der vorangegangenen Satzes haben mich auf Dauer gestört. Hier zwei Beispiele:
Er könnte schon vor den Kindern zurück sein. Schon vor ihnen. Ich hoffe es.“ - S. 248
Ich lasse mich aber nicht täuschen von der guten Stimmung die der Morgen verbreiten will. Nicht täuschen.“ - S. 280

Auch haben sich mir die drei oder vier kurzen Episoden aus Sicht eines Hundes nicht erschlossen. Für die Geschichte waren sie komplett unnötig und in Verbindung mit der großen Schrift haben sie eher den Eindruck gemacht, es müssen Seiten geschunden werden.

Dass Lebert im Nachwort noch erklärt wie er dazu kam, dieses Buch zu schreiben, fand ich einen sehr passenden Abschluss. Er hat selbst kurzzeitig in einem Kinderheim in Nepal gearbeitet und kann so quasi aus erster Hand berichten. Gut hätte ich noch einen Link zu weiteren Infos wie der Homepage der Hilfsorganisation, einer seriösen Spendenseite oder ähnlichem gefunden.

Insgesamt haben mir das Thema des Romans und die Charaktere die Lebert entworfen hat gut gefallen. Die Umsetzung in der Ich-Form und die einfache Sprache waren nicht so nach meinem Geschmack – auch wenn sich das Buch so sehr schnell durchlesen ließ. Ich empfehle eine kurze Leseprobe. Wer den Erzählton des Romans mag, der kann hier durchaus zugreifen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 10. Mai 2017 um 20:08

Dass du dich in die Hundeperspektive nicht hineinversetzen konntest, ist sehr irritierend, Minzi, hast du dich nicht mit dem hauseigenen Hundi darüber unterhalten und ihn um Rat gefragt?

 

katzenminze kommentierte am 10. Mai 2017 um 22:10

Doch doch, wir haben das intensiv diskutiert. Das der fremde Hund nichts zu essen hatte und kein Frauchen und wunde Pfoten fand er traurig aber er konnte sich nicht so recht vorstellen, dass das in echt geht - verwöhnte Ding! Und dass der Hund von einer "Kraft aus der Tiefe" gefaselt hat die mal da ist und mal nicht haben wir beide nicht kapiert...

wandagreen kommentierte am 11. Mai 2017 um 00:16

Kraft aus der Tiefe? Zum Kreischen.

katzenminze kommentierte am 11. Mai 2017 um 11:23

Oh Gott. Gerade ist mir ein Licht aufgegangen. Der Hund hat wohl das kommende Erdbeben gespürt. -.-'' Wahnsinn...