Rezension

Kreativ entworfene Welt mit starker Heldin

Zodiac - Romina Russell

Zodiac
von Romina Russell

„Zodiac“ ist der Auftakt einer als vierbändige Serie geplanten Science-Fiction-Reihe aus der Feder der amerikanischen Debüt-Autorin Romina Russell und siedelt sich mit seiner fast 17-jährigen Ich-Erzählerin Rho in der All-Age-Literatur an.

„Zodiac“ ist der Auftakt einer als vierbändige Serie geplanten Science-Fiction-Reihe aus der Feder der amerikanischen Debüt-Autorin Romina Russell und siedelt sich mit seiner fast 17-jährigen Ich-Erzählerin Rho in der All-Age-Literatur an.

Inhalt:
In ferner Zukunft haben die Menschen eine Galaxie aus zwölf Systemen bevölkert und deuten ihre Schicksale aus den Sternen. Auch die bald 17-jährige Schülerin Rho vom Krebs hat diese Fähigkeit erlernt, doch fällt sie bei der Prüfung dieser Disziplin beinahe durch, da sie sich bei der Deutung auf ihre Intuition verlässt und nicht auf die wissenschaftlichen Berechnungen setzt, die ihre Lehrer vorgeben. So hält auch zunächst niemand Rhos Vision von einem dunklen Omen für wahr, denn außer ihr hat dies kein anderer Sternendeuter vorausgesehen – bis ein großes Unglück über das Haus Krebs hereinbricht und die Heimat eines ganzen Volkes ins Chaos stürzt. Wenn Rhos Deutung der Sterne stimmt, wurde Krebs jedoch nicht Opfer einer Naturkatastrophe, wie die meisten vermuten, sondern wurde von einer uralten Macht heimgesucht, die unentdeckt schon andere Häuser angegriffen hatte und weitere angreifen wird. Doch wer glaubt einer Jugendlichen, die vor der Bedrohung durch eine Märchenfigur aus den ältesten Legenden Zodiacs warnt? So macht sie sich auf eigene Faust auf den Weg, um die anderen Häuser vor dem 13. Zeichen zu warnen…

Mit „Zodiac“ entwirft Romina Russell eine Welt, die allein durch ihre Komplexität und Kreativität schon eine vor allem für ein Erstlingswerk außergewöhnliche Größe darstellt und keinen Zweifel an der Fähigkeit der Autorin, ein intelligentes und entdeckenswertes Weltenmodell zu entwerfen, zulässt.
Zwölf Häuser, gekennzeichnet durch die zwölf Sternzeichen, mit zwölf facettenreichen Kulturen und Völkern, die nicht nur äußerlich sondern auch charakterlich jeweils eigene Merkmale entwickelt haben, die in einer weitläufigen Galaxie zwölf Sternbilder bewohnen, von denen jedes ein eigenes Muster aus bewohnten und unbewohnten Planeten und Monden besitzt, mit eigenen Rohstoffen, eigener Architektur und eigenen technischen Errungenschaften, die von der detailreichen Sprache Russells mit Leben gefüllt werden. Neben rein physikalischen Besonderheiten wie der Atmosphäre oder der Gravitation eines jeden Systems präsentiert die Autorin verschiedenste der Umgebung oder den volkseigenen Merkmalen angepassten Lebensweisen der einzelnen Häuser: Von den spirituellen Fischen über die wissbegierigen Schützen bis hin zu den träumerischen Zwillingen; von den Krebsen, deren Leben vom Meer ihres Wasserplaneten bestimmt werden, über die Jungfrauen, die den Getreideanbau optimiert haben, bis hin zum wehrhaften Widder, in dessen Leben das Militär die wichtigste Rolle einnimmt.

Durch dieses hochkomplexe Vielwelten-System schafft die Autorin ein Netz aus politischen Intrigen und Misstrauen unter den einzelnen Häusern, und spiegelt mit der Gesellschaft Zodiacs eine zutiefst gespaltene Menschheit wider, die auch Jahrhunderte nach dem Ende des letztens Krieges kein Vertrauen entwickeln konnte. Diese Welt aus zwölf einzelnen Völkern nun von einem gemeinsamen, bisher nur als Unruhestifter in uralten Legenden bekannten Feind zu überzeugen, ist die Aufgabe der jungen Rho, einer ungewöhnlich talentierten Sternendeuterin, die jedoch mit ihrer Unerfahrenheit und ihrem jugendlichen Alter nicht einmal das Vertrauen ihrer engsten Verbündeten genießt.

In diesem ersten Band der Reihe steht daher Rhos Entwicklung im besonderen Fokus der Geschichte. Die Ich-Erzählerin kann dabei nicht nur mit einer interessanten und rätselhaften Kindheitsgeschichte, sondern auch mit ihrem Weitblick und ihrer Willensstärke punkten und bleibt trotz ernüchternder und persönlich verletzender Rückschläge ihrer Überzeugung treu, auch wenn sie zunächst selbst lernen ihr Schicksal anzunehmen und ihren Fähigkeiten zu vertrauen. Ob sie damit allerdings erfolgreich gegen die zahlreichen Widerstände politischer Machthaber oder sogar gegen das geheimnisvolle 13. Haus ankommen und Zodiac retten kann, bleibt abzuwarten, eine überzeugende Hauptfigur, die Stärke aber auch Verletzlichkeit zeigt, ist die jugendliche Rho jedoch in jedem Fall.

Die für einen Jugend-/All-Age-Roman fast als obligatorisch zu betrachtende Liebesgeschichte mit Dreieckspotential aus unschuldiger Heldin, unnahbarer Jugendliebe und charmantem, wie geheimnisvollem Fremden sorgt neben Gefühlen auch für ein wenig Humor und schafft es durch Zurückhaltung und Entwicklung in ungewöhnlicher Weise sogar erfahrene Leser des Genres nicht durch Vorhersehbarkeit zu langweilen oder durch dick aufgetragenen Kitsch die eigentliche Handlung zu stören. Stattdessen kann sie für Überraschungen sorgen und lässt die manchmal ein wenig distanziert wirkende Ich-Erzählerin emotionaler erscheinen.

Fazit: „Zodiac“ ist ein Roman, der in einer von sich gegenseitig misstrauenden Völkern besiedelten Galaxie im klassischen Science-Fiction-Stil an die Stärke als gesellschaftliche Einheit appelliert und die Bedeutung von Gemeinsamkeiten über diejenige der Unterschiede stellt, besonders im Angesicht eines übermächtigen Feindes, der die Heimat aller ins Chaos zu stürzen droht. Dazu erzählt er die Geschichte eines Mädchens, das lernen muss, sich selbst zu vertrauen und zur Anführerin zu wachsen, um ihr Schicksal zu erfüllen, und überzeugt dabei auf ganzer Linie. 5 Sterne