Rezension

Kreativ und besonders, aber mit einigen Längen

Skylark - Der eiserne Wald - Meagan Spooner

Skylark - Der eiserne Wald
von Meagan Spooner

*Worum geht's?*
Lark lebt in einer Stadt, die durch eine Mauer von dem Rest der Welt abgeschottet ist – der letzten Stadt der Welt. Die Gesellschaft hat für jeden Bürger einen festen Platz und Lark kann es gar nicht abwarten, endlich ihren Teil für das Wohl der Stadt beizutragen. Als Larks Magie geerntet werden soll, um als Energiequelle für die Stadt genutzt zu werden, kann Lark ihr Glück kaum fassen. Schließlich ist die Ernte in der Stadt ein groß gefeiertes Ritual, um die Kindheit hinter sich zu lassen. Doch als Lark herausfindet, was dabei wirklich mit ihr geschieht und welche Machenschaften sich im Dunkeln der Stadt abspielen, fasst sie einen todesmutigen Entschluss: Sie flieht aus der Stadt, mitten in die ihr unbekannte Wildnis, in der grausige Gefahren lauern…

*Meine Meinung:*
„Der eiserne Wald“ ist der Auftakt einer neuen Jugendbuch-Reihe, die mehrere Genres in sich vereint. Meagan Spooner hat für ihre „Skylark“-Trilogie eine komplexe Welt voller grandioser Ideen geschaffen, die fasziniert und zugleich traumatisiert: Protagonistin Lark lebt in der letzten Stadt der Welt, eingekesselt und von undurchdringlichen Mauern umgeben, die sie vor den gefährlichen und brutalen Monstern der Außenwelt schützen sollen. Alles in der Stadt wird durch Magie betrieben – Maschinen, mechanische Tiere, sogar das Wetter wird kontrolliert! -, die von jedem Jugendlichen zum Wohle aller „geerntet“ wird. Schnell lässt sich erahnen, dass in der Stadt nicht alles mit rechten Dingen zugeht, aber was Lark tatsächlich hinter der Fassade erblickt, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren…

Was sich im Klappentext und auf den ersten Seiten so vielversprechend anhörte, konnte mich in der konkreten Umsetzung zunächst nicht für sich begeistern. Meagan Spooner wirft ihre Leser mitten in das Geschehen und verzichtet auf Erklärungen, die den vielen aufkommenden Fragen Abhilfe verschaffen würden. Ohne zu wissen, was in „Skylark“ überhaupt vor sich geht, was die vielen neuartigen Begebenheiten zu bedeuten haben und in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln will, gestalteten sich die ersten Kapitel des Romans für mich sehr zäh. Was es für mich sehr schwierig machte, mich in die Geschichte einzufinden, ist einerseits natürlich eine großartige Möglichkeit für die Autorin gewesen, Larks eigene Ratlosigkeit darzustellen und den Leser auf diese Weise an ihren verworrenen Gefühlen teilhaben zu lassen. Für mich war es an einigen Stellen allerdings leider zu viel des Guten.

Meagan Spooner hält sich auch im Verlauf der Geschichte mit Erläuterungen zurück. Sie möchte, dass man die Welt, in der Lark lebt, selbst erkundet und mit eigenen Augen erlebt. Dank der dichten Atmosphäre, die das Buch umhüllt und die dunkle Magie auch über die Seiten hinaus spürbar macht, möchte man auch genau das: Voll und ganz in die Geschichte abtauchen, jeden Handlungsstrang kennenlernen und sich mitreißen lassen. Doch so überzeugend die Atmosphäre auch war, durch die offenen Fragen und Ungereimtheiten wurde ich immer wieder aus dem Lesefluss herausgerissen. Auch Larks lange und teils sehr langatmige Reise hat ihren Teil dazu beigetragen. Zwar bringt ihr die Flucht viele Erkenntnisse, die dem Leser auch Antworten auf so manche Frage bieten, aber leider bekommt man so manches Mal das Gefühl, dass die Geschichte nicht wirklich voran kommt.

Dass mir so lange der Zugang zum Buch fehlte, tut mir im Fall von „Skylark – Der eiserne Wald“ besonders weh. Denn Meagan Spooner beweist ab der ersten Seite, dass sie eine außergewöhnliche und kreative Autorin ist, die nichts von Genregrenzen oder altbekannten Handlungsverläufen hält. Sie verknüpft bedrückende Dystopie-Elemente mit jeder Menge Fantasy, wie man es bisher noch nicht gelesen hat. Sogar die Magie als solche bekommt durch Spooner einen originellen, teils sehr abstrakten Anstrich. „Skylark“ ist ein besonderer Trilogie-Auftakt – in vielerlei Hinsicht – und daher ganz klar eine Empfehlung für alle, die gerne Jugendbücher lesen, die nicht dem Einheitsbrei entsprechen.

Im letzten Drittel entwickelte sich „Der eiserne Wald“ schließlich doch noch zu einem Pageturner, der die Seiten leichtweg davonfliegen ließ, aber im Gegenzug musste die Handlung wohl einiges an Originalität einbüßen. Tappte man zu Beginn des Romans noch völlig im Dunkeln, ohne auch nur im Geringsten zu erahnen, was einen erwarten würde, so werden die Wendungen von Kapitel zu Kapitel vorhersehbarer. Endlich kommt „Skylark“ ins Rollen und die Geschehnisse überschlagen sich, bis man nach dem rasanten Finale plötzlich die letzte Seite vor sich hat und nicht recht weiß,

Lark, das 16-jährige Mädchen, ist eine Protagonistin, die viele Kritikpunkte wieder ausbügeln kann. Als Erzählerin der Geschichte lässt sie die Leser an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben, die sie als rundum authentische Figur mit Stärken und Schwächen entlarven. Auf den ersten Seiten lernt man sie als leichtgläubiges, wenn auch mutiges Mädchen kennen, das ihrer Heimat ihren Dienst erweisen will. Ihr dringlicher Wunsch, ein Teil des großen Ganzen zu sein, lässt sie so manche falsche Entscheidung treffen, doch genau diese Momente sind es, die Lark so natürlich und realistisch erscheinen lassen. Erst im Laufe der Geschichte, erst durch die Erfahrungen, die sie sammelt, entwickelt sie sich weiter. Sie wächst zu einer Kämpferin heran, die sich für jene einsetzt, die sie liebt, ohne dabei sich selbst zu verlieren. Lark ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich freue mich schon darauf, ein weiteres Abenteuer mit ihr zu erleben.

*Fazit:*
„Der eiserne Wald“, der Auftakt der „Skylark“-Trilogie von Meagan Spooner, lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits hat mich die Welt, in der die Autorin Science Fiction und Fantasy auf originelle und komplexe Weise miteinander verwebt, absolut in ihren Bann gezogen, andererseits fand ich mich durch die vielen offenen Fragen und Ungereimtheiten lange nicht in der Geschichte zurecht. Während mich Lark als Protagonistin mit ihrer Authentizität überzeugen konnte, erschien mir ihr Abenteuer so manches Mal langatmig und zäh. „Der eiserne Wald“ ist für mich ein sehr durchwachsenes Buch, das es mir nicht leicht machte, mich aber auf magische Weise immer wieder zum Weiterlesen zwang. Wer Lust auf eine kreative Geschichte fernab des Einheitsbreis hat, wird hier definitiv fündig. Für „Skylark – Der eiserne Wald“ vergebe ich 3 Lurche mit viel Luft nach oben, die Meagan Spooner im nächsten Band hoffentlich noch weiter ausbauen wird.