Rezension

Kreuzfahrt in den Tod

Passagier 23
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 3 Sternen

Willkommen an Bord der „Sultan of the sea“ – der Aufenthalt auf dem Kreuzfahrtschiff wird aber alles andere als traumhaft, sondern verwandelt sich recht schnell in einen grauenhaften Albtraum. Grundthema für Fitzeks Psychothriller „Passagier 23“ sind die etwa zwei Dutzend Menschen, die jedes Jahr auf Kreuzfahrtschiffen spurlos verschwinden. Diese Zahl hat Fitzek nicht erfunden – zu dem Thema gibt es zahlreiche Zeitungsartikel und Statistiken von Experten und Verbänden. Das dramatische: Oft weiß man nicht wirklich, was mit den verschwundenen Menschen passiert ist. Bleibt plötzlich irgendwo die Kabine leer, wird meist Selbstmord vermutet. Aber auch Verbrechen können nie ausgeschlossen werden – halten sich doch auf so einem Kreuzfahrtschiff bis zu 12.000 Menschen auf, ein Polizeirevier gibt es aber nicht. In Fitzeks Thriller nun taucht so ein verschwundener Passagier aber wieder auf. Natürlich ein kleines Mädchen, mit einem dunklen Geheimnis. Dieses lüften soll der Polizeipsychologe Martin Schwartz, der selbst vor fünf Jahren  Frau und Sohn während einer Kreuzfahrt verloren hat – seitdem ist er ein psychisches Wrack und riskiert regelmäßig sein Leben als verdeckter Ermittler.

Wenn man zu einem Fitzek greift, muss man sich klar sein, dass einen meist eine recht wilde, konstruierte und hanebüchene Handlung erwartet. Auf der anderen Seite bekommt man aber in den meisten Fällen auch einen soliden und handwerklich zuverlässigen Thriller geboten, mit vielen Schockmomenten, kreativen Wendungen und Cliffhangern. Sprachlich vielleicht etwas seicht, aber trotzdem so spannend und flutschig, dass man ab dem ersten Satz im Buch drin ist und es einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Aus diesen Gründen pflege ich zu den Thrillern von Fitzek im Grunde so etwas wie eine Hass-Liebe. Fast immer muss ich mich am Ende über die sehr unrealistische Auflösung der Geschichte und die konstruierte Handlung aufregen. Trotzdem lese ich die Thriller immer wieder gerne, weil sie einen einfach unterhalten und es Fitzek immer schafft, einen bis zum Schluss bei der Stange zu halten und einen auch in Staunen zu versetzen. Das verdient schon Respekt. Bei „Passagier 23“ ging es mir nicht anders.

Wer etwas spannendes, gruseliges zum abschalten am Abend sucht und kein Problem mit Seichtem hat, wird mit dem Buch seinen Spaß haben. Wobei ich zum Schluss schon nochmal anmerken muss, dass ich die älteren Werke von Fitzek tatsächlich besser fand – man merkt mittlerweile schon ein bisschen, dass Fitzek fast jedes Jahr ein neues Buch auf den Markt bringt. Da leidet vielleicht dann doch die Qualität.