Rezension

Kreuzzugsroman mal anders

Der Bastard von Tolosa - Ulf Schiewe

Der Bastard von Tolosa
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
Outremer im Jahr 1110: Jaufré Montalban hat alles, was sich ein Ritter wünschen kann: Geld, eine Stellung als Kastellan, eine Frau, die er liebt, auch wenn er nicht mit ihr verheiratet ist, und eine kleine Tochter.
Als seine Geliebte allerdings bei einem Angriff in seiner Abwesenheit getötet wird, ist das Leben, wie er es kennt, vorbei. Kurze Zeit später erhält sein Dienstherr, Graf Bertran, einen Brief von Jaufrés Großonkel Odo, dem Erzbischof von Narbona, in dem Jaufré darum gebeten wird, nach Hause zurückzukehren. Und so entschließt er sich dazu, seiner neuen Heimat den Rücken zu kehren und in seine alte zurückzureisen. Zusammen mit seiner Tochter und seinem Freund Hamid tritt er die Reise an.
Doch zuhause auf Burg Rocafort wohnt seine Ehefrau Berta, der er seit seinem Aufbruch vierzehn Jahre zuvor keine Nachricht hat zukommen lassen. Wie wird ihn seine Frau wohl empfangen? Und hat sie überhaupt auf ihn gewartet?

Meine Meinung
Bei diesem Roman handelt es sich um einen Kreuzritterroman. Doch anders als bei den meisten Vertretern dieser Thematik geht es hier nicht um große Schlachten und die Eroberung der Städte im Heiligen Land, sondern ums Heimkehren. Es geht um die Gründe, die den inzwischen nicht mehr jungen Mann nach Hause treiben, aber auch um den Empfang in der Heimat, um alte Freundschaften, Freud und Leid. Und es geht um ein Geheimnis, das es dem Heimkehrenden nicht leicht macht, in den Alltag zu finden.
In diesem Roman gibt es einige brutale Stellen, die möglicherweise nicht jedermann liegen werden. Ab und zu habe ich mich schon gefragt, ob diese oder jene Handlung wirklich für den Verlauf der Geschichte nötig war, doch fand ich sie insgesamt stimmig.
Die Liebesgeschichte konnte ich dagegen etwas weniger nachvollziehen, da waren mir die Beschreibungen zum Teil zu oberflächlich, was aber vielleicht an der Ich-Perspektive aus Jaufrés Sicht liegen kann, schließlich wird sämtliche Handlung aus Jaufrés Perspektive erzählt. Die Idee, Jaufré einer anderen Person seine Lebensgeschichte erzählen zu lassen, ist zwar nicht neu, ist aber hier stimmig.
Leider war das Ende des Romans schon recht früh abzusehen, somit stellte sich mir weniger die Frage, wie er ausgehen wird, sondern eher, was bis dahin noch passieren wird und wer am Ende überlebt haben wird.
Der Titel des Romans hat mich am Anfang ein wenig verwirrt, doch auch hier ist recht bald klar, um wen es sich aus welchen Gründen handelt.

Fazit
Ein abwechslungsreicher Kreuzritterroman, in dem mal eine andere Thematik im Zentrum steht. Eine Empfehlung an alle, die nicht nur seichte Romane mögen.