Rezension

Kühn hat jede Menge Probleme

Kühn hat Ärger
von Jan Weiler

Bewertet mit 4 Sternen

          Kommissar Martin Kühn hat nach einem Burnout erst kürzlich seinen Dienst wieder angetreten. Da häufen sich auch schon die Probleme. Sein Kollege Steierer, den er eigentlich als seinen Freund betrachtet, wird beruflich zum Rivalen. In seiner Ehe kriselt es, er selbst fühlt sich zu einer jungen Kollegin hingezogen. Außerdem erfährt er, dass er ist nicht gesund ist, und nun muss er im Mordfall Amir Bilal ermitteln. Der 17jährige gebürtige Libanese ist an einer Tramhaltestelle auf bestialische  Weise ermordet worden. Der junge Mann aus einfachen Verhältnissen hatte sich in Julia van Hauten verliebt, und sie waren seit einiger Zeit ein Paar. Die ungeheuer reiche Familie van Hauten hatte Amir freundlich und vorurteilsfrei aufgenommen. Frau van Hauten engagiert sich für junge Menschen aus prekären Verhältnissen und spendet sehr viel Geld für wohltätige Zwecke. Auch Kommissar Kühn lernt ihre Großzügigkeit und Gastfreundschaft kennen und damit eine Welt, die ihm ebenfalls bisher fremd war. Bei den van Hautens wirkt alles perfekt. Kühn befragt dennoch die Familie und die jungen Leute, die hier an Amirs letztem Abend vor seiner Ermordung zu Gast waren. Der Verdacht der Polizisten richtet sich jedoch von Anfang an eher gegen die rechte ausländerfeindliche Szene, die mit ihrer Bürgerwehr auch auf der Weberhöhe aktiv ist, wo Kühn wohnt. Hier leben Tausende von Menschen auf dem mit Chemikalien verseuchten Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik und müssen mit dem giftigen Pilzbefall in ihren Kellern leben. Neben der Aufklärung des Verbrechens an Amir spielt auch diese Thematik eine große Rolle in dem Roman, zumal hier auch ein zunächst unbekannter Erpresser ein Mädchen mit einem vergifteten Joghurt tötet. Kühn sieht sofort einen Zusammenhang mit der Situation der Menschen auf der Weberhöhe. 
Jan Weilers neuer Krimi um Kommissar Kühn hat mir gut gefallen – wie schon sein Vorgänger  “Kühn hat zu tun.“  Für mich punktet der Roman durch die sorgfältige Charakterisierung des sympathischen Martin Kühn und die hervorragende sprachliche Qualität. Die Auflösung kommt zwar nicht völlig überraschend, aber spannend ist der Roman dennoch. Ein empfehlenswertes Buch.