Rezension

Kühn - Klappe die Zweite

Kühn hat Ärger
von Jan Weiler

Bewertet mit 4 Sternen

Nach gut drei Jahren Wartezeit erlöst uns der Erfolgsautor Jan Weiler endlich mit dem zweiten Teil der "Kühn"-Reihe. "Kühn hat Ärger" lautet der Titel dieses Romans. Erschienen im Piper Verlag als schön gebundene Hardcover-Ausgabe und für 20 Euro zu haben.

Kühn hat Ärger - oh ja. Und zwar nicht nur im Berufsleben sondern auch privat. Nachdem er an einem Burnout litt steigt er nun mit dem Fall um den brutal ermordeten Libanesen Amir wieder in die Arbeitswelt ein. Und muss zu seinem Seelenleid in der gehobenen Münchner Gesellschaft ermitteln. Dort fühlt er sich nicht wohl - oder ist neidisch, wie man es auch immer sehen mag. Denn dort erscheint das Leben so lebenswert im Vergleich zu seiner derzeitigen privaten Situation. Es kriselt in seiner Ehe, sein Sohn distanziert sich von ihm, eine Affäre lockt und die Angst vor Prostatakrebs beherrscht seine Gedanken. Aber zurück zum Fall Amir: Der libanesische Kleinkriminelle war nämlich der Freund einer Tochter aus gutem Haus. Zwar wurde er von den Eltern freundlich in der Familie aufgenommen doch ob dieser Schein trügt? Lasst euch überraschen.

Meine Meinung:
Zunächst brauchte ich ein wenig um wieder in Kühn`s Gedankenwelt anzukommen. Doch dann bedachte er mich wieder mit grandiosen Ideen, sicherem Ermittler-Spürsinn und seiner besonderen Art von Humor. In erster Linie geht es im vorliegenden Roman nicht nur um den Fall Amir an sich - gesellschaftskritisch zeigt uns der Autor an Hand vieler Beispiele die Kluft zwischen Reich und Arm, dem Gutmenschen und dem "schlechten" Erdbürger, dem Wohlstand und der Unterschicht.

Jan Weiler hat für mich eine schöne Art zu erzählen, es finden sich einige Längen im Buch und doch liest es sich im Großen und Ganzen recht flüssig. Vielleicht ist die Bandbreite der Themen im Buch zu viel. Ob es um die verseuchte Neubausiedlung geht in der Kühn mit seiner Familie lebt - seine Krankheit - seine beruflichen Konflikte wegen der anstehenden Beförderung - dann natürlich der Fall "Amir" an sich usw. Und doch holt mich Herr Weiler genau damit ab und verschafft mir ein tolles Leseerlebnis.

Der Autor hat mit Martin Kühn einen sonderbaren Charakter erschaffen. Einerseits der geniale Ermittler der es scheinbar mühelos schafft seine Fälle zu lösen. Doch hinter seiner Stirn steckt ein Typ der sein Leben nicht leicht nimmt. Der viel in seiner Gedankenwelt lebt und sehr tiefgründig ist. Der Angst hat vor der Zukunft. Nicht umsonst landete er im Burnout.

Mein Fazit:
Jan Weiler hat es einfach drauf. Ich freue mich immer wieder auf seine Bücher und hoffe auch auf mehr Bände dieser Reihe. Und doch kann ich für "Kühn hat Ärger" nicht die volle Punktzahlt vergeben - aber von Herzen vier hoch glänzende Sterne und eine eindeutige Leseempfehlung für alle Weiler-Fans und die, die es noch werden wollen.