Rezension

Kultbuch bei dem man trotzdem Schummeln muss

Der Herr der Ringe - Neuausgabe 2012 - John R Tolkien

Der Herr der Ringe - Neuausgabe 2012
von John R Tolkien

Bewertet mit 5 Sternen

Viele werden mir bestimmt zustimmen, wenn ich sage, dass "Der Herr der Ringe" schlichtweg Kult ist. Für Liebhaber des High-Fantasy gehört es auch oft schon zur "Pflichtlektüre". Das war schon so, als ich es vor knapp einem halben Leben in die Hand gedrückt bekam, und seit den Filmen auch bei den Leuten bekannt, die sich zu dem Buch nie durchringen konnten. Euch sei gesagt: Ich kann euch verstehen, ihr verpasst aber trotzdem was.

Über drei Bücher verteilt erzählt Tolkien die Geschichte von Frodo, dem einen Ring, der Ringgemeinschaft und die letzte Schlacht um Mittelerde. Dies tut er in einem wirklich epischen Ausmaß. Tolkien ist sehr detailverliebt und kann sich seitenweise über Beschreibungen auslassen. Er zeigt uns, dass man nicht unbedingt ein großer Held oder unglaublich mutig sein muss, um Großes zu bewirken. Auch die Unscheinbaren und Normalen sind zu so etwas fähig. Philosophische Töne gibts es hier in Massen. Doch genau das ist es auch, was Tolkien für mich so mühevoll gemacht hat: seine Liebe zum Detail. Gerade im ersten Buch schienen die Kapitel nicht enden zu wollen, weil dies noch beschrieben wurde und das noch beschrieben wurde... Hier ist ganz klar durchhalten angesagt. Er hört damit zwar auch in den anderen beiden Büchern nicht auf, aber es wird deutlich spannender. Als Leser wird man emotional auf vielfältige Weise angesprochen und man schafft es immer, sich wieder aufzuraffen und weiterzulesen.

Positiv hat sich diese Verliebtheit aber bei den Charakteren bemerkbar gemacht. Diese sind nämlich wirklich gelungen und sobald man die Mitglieder der Ringgemeinschaft dann endlich kennengelernt hat, hat man das Gefühl, dass man sie schon ewig kennt. Man liest oft, dass viele Autoren es schaffen ihre Figuren lebendig wirken zu lassen, aber hier hat man das Gefühl sie seien real und Freunde, die man schon ewig kennt. Dies trifft auch zu den wichtigsten Nebencharakteren zu. Vorallem Tom Bombadli, Faramir und König Theoden waren in dieser Hinsicht meine persönlichen Highlights.

Den Einzigen, den ich nicht vermisst habe, war Frodo. Und ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich irgendwann einfach anfing die Kapitel mit ihm und Sam zu überspringen. War schade um Sam, aber Frodo war irgendwann einfach nicht mehr zu ertragen. Da sich die Kapitel immer zwischen Frodo mit Sam und dem Rest der Ringgemeinschaft abgewechselt haben, klappte das sehr gut. Da ab der Trennung zwei seperate Geschichten erzählt wurden hatte ich auch keine Schwierigkeiten damit, dass vielleicht etwas unklar sein könnte.

"Der Herr der Ringe" ist ein zeitloses Meisterwerk. Es ist zwar kein Buch, welches man mal eben wegschnuckeln kann, aber die Mühe lohnt sich auf jedenfall.