Rezension

Kummerkastentante mit eigenen Problemen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest - Helen Callaghan

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
von Helen Callaghan

Die Lehrerin Margot Lewis ist unter dem Namen „Amy“ die Kummerkastentante der örtlichen Zeitung. Als ihre Schülerin Katie verschwindet und die Ermittlungen mehr oder weniger eingestellt werden, erhält ihr alter Ego einen Brief von einer gewissen Bethany, welches um Hilfe bittet. Aber dieses Mädchen gilt als tot – und das schon seit 15 Jahren.

Mein Eindruck:
„Ein Wirbelwind von einem Psychothriller“ – das sagt laut Klappentext die Daily Mail zu diesem Buch. Von den Zwischenteilen mit Katies Martyrium abgesehen handelt es sich jedoch eher um ein laues Lüftchen. Schön gelingt der Autorin die Darstellung von Gedanken- und Gefühlswelt dieses Opfers, man leidet und hofft mit ihr und das Kino im Kopf zeigt HD-Qualität. Leider befasst sich das Buch jedoch zum größten Teil mit Margaret/Amy und ihren Ent- und Verwicklungen und hier spielt sich das Geschehen eher in behäbigem Super 8 ab, welches zusätzlich noch in der Glaubwürdigkeits-Spule arg ruckelt. Einerseits zeigt der Charakter der Hauptperson Anzeichen einer bipolaren Störung, an anderer Stelle wirkt Margot trutschig und langweilig. Vielleicht wollte die Autorin eine vielschichtige Person erstellen, auf mich wirkt der ganze Charakter aber nicht echt, sondern aufgesetzt. Der Rest des Personals bleibt blass oder absolut eindimensional. Der Killer beispielsweise ist so gestört, dass man sich schon fragt, warum er trotz Augenzeugen und vieler Opfer so lange unbehelligt vor sich hin morden konnte. Dazu ein Ende, in dem ein Zufall den nächsten rechts überholt; das sollte wohl Dramatik erzeugen, mir persönlich überspannt es den Bogen jedoch zu sehr.

Mein Fazit:
An Klappentexte, die mit einem Lob der Daily Mail enden, glaube ich nicht mehr