Rezension

Kurogiku bedeutet schwarze Chrysantheme

Herr Origami - Jean-Marc Ceci

Herr Origami
von Jean-Marc Ceci

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Denn jedes Origami hinterlässt auf dem Papier die Spur der Falten, deren Komposition und Struktur bei jedem Modell einzigartig sind. Wie die einzigartigen Kristalle einer Schneeflocke. Seine Fingerabdrücke.“

Dieser Satz ist einer von vielen in Jean-Marc Cecis Buch „Herr Origami“, den ich einige Male hintereinander gelesen habe und den ich nachwirken lassen musste. Einfach schön!

Doch zuerst noch etwas zur eigentlichen Handlung. Das Buch handelt von Meister Kurogiku, der in Japan auf eine italienische Reisende trifft, sie nicht mehr vergessen kann und ihr kurzer Hand nach Italien folgt. Finden kann er die schöne Unbekannte zwar nicht, doch er findet einen Platz, an dem er sich niederlassen und seiner Berufung – der Herstellung von Washi – nachgehen kann. Washi, so lernen zum einen die Leser aber auch der junge Mann, der eines Tages bei Herr Kurogiku um eine Unterkunft bittet, nennt man handgeschöpftes Papier, das zur Herstellung von Origami-Figuren verwendet wird. Casparo, der junge Mann bleibt und beide Männer erkennen bald, dass die Anwesenheit des jeweils anderen, Spuren bei ihnen selbst hinterlassen wird.

Doch nicht nur die Handlung des Autors auch das Format des Textes an sich ist eigen. Jede Sequenz ist mit einem Wort in japanischen Schriftzeichen überschrieben. Die Schrift beginnt etwa in der Mitte des Blattes und der Abschnitt besteht meist nur aus ein paar Sätzen, selten aus mehreren Seiten. Zu Beginn des Buches befürchtete ich daher, dass die einzelnen Szenen abgehackt wirken und für den Leser schwer in Zusammenhang zu bringen sein könnten. Doch das bewahrheitete sich zum Glück nicht. Die Geschichte ist zwar reduziert auf die wichtigsten Momente, doch fließt sie harmonisch vor sich hin. Viel eher musste ich an einigen Stellen inne halten, um mir selbst ein paar Gedanken zu bestimmten Sätzen machen zu können, bevor ich mich gedanklich wieder von dem sanften Strom des Romans davon tragen lies.

Fazit:

Eine Geschichte, mit eigenwilligem Format und philosophischer Note, die ihre Spuren hinterlässt.