Rezension

Kurzmeinung zur roten Ausgabe (Goldmann Taschen Krimi)

Morphium - Agatha Christie

Morphium
von Agatha Christie

Es braucht bei einer Agatha Christie, und schon gar nicht bei dem Protagonisten Hercule Poirot, einen spannungsgeladenen Klappentext! Bei dieser Krimi-Reihe weiß der Leser woran er ist: an gut durchdachte, in sich stimmige & spannende Krimis!

Viel zu lange ist es her das ich mit Herrn Poirot ermittelt habe! Umso schöner war es, eine der alten Ausgaben bekommen zu haben & umgehend tauchte ich dieses nostalgische Lesen ein.

Anders als gewohnt kommt Hercule Poirots Auftritt erst später.
 Im „Vorspiel“ [Prolog] begegnet der Leser kurz der Tatverdächtigen Elinor Carlisle im Rahmen der Gerichtsverhandlung, um dann in der Zeit zurück zu gehen.

Elinor erhält einen fragwürdigen Brief und sie macht sich mit ihrem Verlobte ‚Roddy‘ auf den Weg zu ihrer Tante. Die verschiedenen Charaktere der Geschichte werden skizziert und der Leser erhält dadurch ein Gesamtbild der Geschehnisse, bevor der Arzt Peter Lord unseren sehnsüchtig erwartenden Privatdetektiv hinzu zieht. Und alles scheint, selbst für Poirot, auf Elinor als Täterin hinzuweisen.

Hercule Poirot beginnt mit seinen Fragen und der Leser erhält durch den Rückblick und Poirots Eindrücke alle Hinweise die auf den wahren Täter deuten und doch ist es höchstens nur zu erahnen, wer Mary Gerard vergiftet hat.
Und genau dies liebe ich an den Krimis aus Agatha Christies Feder! Man fliegt nur so durch die Seiten, weil man wissen möchte was sich hinter dem Mord verbirgt und vor allem wer! Die Ereignisse überschlagen sich nicht, es wird nicht ‚auf Teufel komm raus‘ ein Spannungsbogen erzeugt! Dieser Krimi lebt von seinen Protagonisten, von der Ahnungslosigkeit des Lesers und von dem wohl charismatischsten Ermittler der Krimigeschichte!

Wer Krimis mag muss Agatha Christie einfach lesen und ihren Ermittler lieben! Es ist ein abtauchen, der Realität kurzweilig den Rücken kehren & sich in einem anderen Jahrzehnt wieder finden.

„[…] Im Dorf, wo solches Gerede Mary Gerrad hätte schaden können, hat sie nicht geklatscht. Jedoch ich zweifle, ob sie sich hat enthalten können, einer Fremden und Kollegin dazu wenigstens eine Andeutung über etwas zu machen, das sie beschäftigte!“
(S. 127)

Für mich am Ende immer nochmal das kleine besondere Highlight: Poirots Erklärung aus welchen Aussagen heraus und aufgrund welcher Indizien er die Täter findet.

“ Hercule Poirot lächelte: ‚Sie sehen also, mein Freund, die Lügen, die die Leute einem erzählen, sind ebenso nützlich wie die Wahrheit.‘ “
(S. 183)

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