Rezension

KurzRezi: Ein Camp der etwas anderen Art

Camp 21
von Rainer Wekwerth

Der Inhalt...

Ein Erziehungscamp mitten im Nirgendwo. Neben der körperlichen Arbeit gehören Elektronische Armbänder zum Standard. Der Clou: Sie senden schmerzhafte Impulse, sobald man sich zu weit von seinem „Partner“ entfernt. Besonders für Kayla ist das eine Qual, wo doch Mike der Grund dafür ist, dass sie überhaupt im Camp 21 gelandet ist. Sie versuchen sich zu arrangieren, lernen sich besser kennen und merken schnell, dass mit dem Camp irgendetwas nicht stimmt. Wo ist Mikes jüngerer Bruder Ricky hin? Kann man den schockierenden Gerüchten der anderen Campbewohner trauen? Die Suche nach der Wahrheit beginnt...

Meine Meinung...

Positiv:

  1. Das Setting: Die Idee des Camps mit den elektronischen Handfesseln, der körperlichen Arbeit und des täglichen Ablaufs der Jugendlichen fand ich gut durchdacht und gelungen. Auch der Umgang mit den Kids war – wenn auch manchmal sehr aggressiv – durchaus authentisch beschrieben.
  2. Die Atmosphäre: Düster, bedrohlich und aggressiv. Man spürt sofort, dass im Camp irgendwas nicht richtig läuft. Das Setting passt sich perfekt der Atmosphäre an – und umgekehrt. Besonders die kursiv gedruckten Zwischenkapitel haben mir gut gefallen, da man am Anfang noch rätselte, an wem dieses gruseligen Experimente wohl durchgeführt wurden.
  3. Die Nebencharaktere: Die fand ich teilweise sogar interessanter als unsere zwei Hauptprotagonisten. Schade eigentlich, dass man von Maddy, Steve, Joe oder Pam schlussendlich wenig mitbekam. Vor allem letztere fand ich durch ihr zwanghaftes Haarezupfen sehr interessant. Schade, dass man hier wenig bis gar keine Hintergründe kennenlernt. Und unsere Wächter Bowden, Mason und Co. waren durch ihr militärisches Verhalten und ihre Emotionslosigkeit ebenfalls sehr spannend. Ich fand es vor allem schwierig zu sagen, wem man vertrauen konnte und wem nicht. Auch bei Mr. Goodman – der als kleiner Ruhepol und Anlaufstelle für Probleme jeglicher Art fungierte – hatte ich zeitweise so meine Zweifel...

Neutral:

  1. Der Schreibstil, der sehr einfach gehalten ist. Klare kurze Sätze, knappe Kapitel und keine komplizierten Begriffe. Das Buch war schnell und stets flüssig zu lesen, aber irgendwie hat mir, an der ein oder anderen Stelle, ein Tick Raffinesse gefehlt. Aber im Grunde war es ein solider, einfacher und verständlicher Schreibstil für Jugendliche. Vielleicht bin ich mittlerweile auch einfach zu alt und zu verwöhnt für Jugendbücher ;)

Negativ:

  1. Die Liebesgeschichte: Die kommt mal wieder viel zu schnell und war für meinen Geschmack ziemlich unrealistisch. Erst hassen sich die Zwei abgrundtief und zischen sich Beleidigungen zu, und von einem Tag auf den Anderen, merken sie plötzlich wie gutaussehend ihr Gegenüber eigentlich ist. Und ein paar Tage später werden schon bedeutungsschwangere Liebesgeständnisse ausgetauscht. Wie gesagt: Mir ging das wieder mal viel zu schnell und die Liebelei zwischen den beiden war in meinen Augen einfach nur unglaubwürdig und aufgesetzt. Ich hatte zeitweise den Eindruck, dass der Fokus zu sehr auf die Beiden und weniger auf den Fortlauf der Geschichte gelegt wurde.
  2. Die Hauptprotagonisten: Ich hatte es weiter vorne ja bereits angedeutet, dass Kayla und Mike nicht gerade Sympathiepunkte bei mir sammeln konnten. Es klingt vielleicht hart, aber ich konnte einfach überhaupt keine Beziehung zu den Beiden aufbauen, aus dem einfachen Grund, dass die Zwei völlig „glatt geschniegelt“ waren. Sie hatten keine Eigenheiten, keine Ecken und Kanten und waren schlichtweg langweilig. Man hätte sie problemlos durch Roboter oder seelenlose Puppen austauschen können, und es wäre nicht aufgefallen.
  3. Die glücklichen Zufälle: „Glücklicherweise“ nicht vom Schaffner kontrolliert zu werden, aus einem fahrenden Zug zu springen ohne auch nur einen Kratzer davonzutragen oder Im Dunkeln schießenden Killern mit Nachtsichtgeräten zu entkommen, ohne auch nur von einer einzigen Kugel gestreift zu werden – das war mir teilweise einfach einen Tick zu dick aufgetragen.

Das Fazit...

Eine Geschichte die mir, fürchte ich, nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Schade eigentlich, denn Potenzial hatte sie eine Menge. Ich denke, wenn man den Fokus weniger auf die Liebelei, sondern auf die Machenschaften und die Nebencharaktere gelegt hätte, hätte das Ganze besser werden können. Aber so: Ein ganz solides Jugendbuch mit Luft nach oben.