Rezension

Kurzweilig, spannend, mitreißend

Mr. Vertigo - Paul Auster

Mr. Vertigo
von Paul Auster

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Mit zwölf Jahren bin ich zum ersten Mal übers Wasser gegangen“

In Mr. Vertigo erzählt Walter Rawley seine aufregende Lebensgeschichte. Er wird als neunjähriger Straßenjunge von einem Juden, der sich Meister Yehudi nennt, aufgenommen. Da Walts Eltern tot sind und sein Onkeln und seine Tante sich eh nicht um ihn kümmern, sind alle Seiten froh, dass Walt mit Yehudi mitgeht. Walts neue „Familie“ besteht nun aus der alten Indianerin Mutter Sioux und Aesop, einem schwarzen Jungen, den Meister Yehudi ebenfalls aufgelesen hat. Yehudi verspricht ihm, dass er ihm das Fliegen beibringt. Dafür muss Walt jedoch einige Prüfung und zahlreiche Qualen überstehen, bis er eines Tages plötzlich zu schweben anfängt und schließlich richtig fliegen kann. Der Plan ist: Walt soll als fliegender Wunderknabe auf Jahrmärkten auftreten und so Geld verdienen. Doch noch bevor er seinen ersten Auftritt hat, bröckelt die aufgebaute familiäre Idylle: Morde durch den Ku-Klux-Klan, eine Entführung ein Überfall, der Verlust von Walts Flugkünsten und ein Selbstmord…. Am Schluss steht Walt ganz allein da und versucht sich gegen den Abwärtsstrudel zu wehren. Aber kann man sich gegen sein Schicksal stellen und Gott spielen? 

Ich war von meinem ersten Auster sehr begeistert. Schon auf der ersten Seite ist man mittendrin im Geschehen, braucht sich nicht lange mit Umgebung, Personen oder sonstigem Anfreunden. Walt reißt einen gleich mit und seine Erzählung ist so natürlich und authentisch, dass ich mich beim Lesen gar nicht gefragt habe, ob er denn nun wirklich fliegen kann oder wie er es macht. Ich habe es ihm einfach geglaubt. Wobei ich zugeben muss, dass das Ende etwas „too much“ für meinen Geschmack war… es kam mir ein bisschen vor, als ob Paul Auster wirklich keine Straftat auslassen wollte bei der Erzählung. Dadurch wirkte die Geschichte für mich viel unwahrscheinlicher, als durch die Tatsache, dass Walt fliegen kann. Trotzdem habe ich das Buch in kürzester Zeit verschlungen und empfehle es gern als Auster-Einstieg weiter: es ist kurzweilig, spannend, mitreißend… und ob einem das Ende gefällt oder nicht, muss jeder  für sich selbst entscheiden.