Rezension

Kurzweilig und dicht erzählt

Direkter Zugang zum Strand - Jean-Philippe Blondel

Direkter Zugang zum Strand
von Jean-Philippe Blondel

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

Henri trauert um seine verlorene Frau, der junge Philippe träumt vom legendären Mickey Mouse Club, und die attraktive Danielle geht am Strand der Atlantikküste unter dem Namen Natascha auf Männerjagd – erste Lieben, schmerzhafte Trennungen und unverhofftes Glück. Jean-Philippe Blondel avancierte mit seinem Roman »6 Uhr 41« über Nacht zum Erfolgsautor. »Direkter Zugang zum Strand« ist ebenso berührend und klug erzählt.

 

Meinung:

Direkter Zugang zum Strand erzählt viele kleine Geschichten von vielen verschiedenen Protagonisten. Dabei gibt jede Geschichte Einblick in die Gefühle und Gedanken des jeweiligen Charakters und steht für sich eigenständig, bildet aber nach und nach eine große Geschichte über mehrere Jahrzehnte, so dass man hier nicht wirklich nur eine Sammlung von Kurzgeschichten liest, sondern einen kompletten Roman erhält. Angefangen mit dem kleinen Philippe in den 1970er Jahren, der sich nichts sehnlicher wünscht, als den "Mickey Mouse Club" neben dem Strand besuchen zu dürfen, über die ständig auf Männersuche zu sein scheinende Danièle, die deutsche Hannah Gromer, die nach der Wende Urlaub in Frankreich verbringen darf, bis hin zur erfolglosen Eva in den 2000ern begleitet man als Leser die Figuren durch 4 Jahrzehnte und an vier verschiedene Strände in Frankreich, verfolgt Schicksale, findet Liebe und Leid, Freude und Schrecken.

Trotz den wenigen Seiten, die jeder Charakter zur Verfügung hat, kann man sich erstaunlich gut in die Figuren hineinversetzen. Dadurch wirkt die Geschichte unheimlich dicht und bewegend. Mit präzisen Worten schafft es Blondel, die Charaktere glaubwürdig aufzubauen und durch die Verwebung der einzelnen Geschichten erfährt man nach und nach mehr über die Hintergründe und Entwicklungen bereits erwähnter Personen.

Jean-Philippe Blondel hat einen sehr einnehmenden, fesselnden Schreibstil, - sehr schön übersetzt von Monika Buchgeister - der mich sehr berührt hat und den typisch französischen Charme versprüht. Die Geschichte ist gut strukturiert und es ist spannend zu lesen, wie sich die einzelnen Schicksale verknüpfen und ineinander übergreifen. Jede Story wirkt dabei indivuell und könnte für sich selber stehen, aber man erfährt, wie gesagt, auch mehr über bekannte Personen und Ereignisse. Nach und nach setzt sich so das Gesamtbild wie ein Puzzle zusammen. Alle Abschnitte sind dabei in der Ich-Perspektive geschrieben und sprechen den Leser direkt an. Kurzweilig und menschlich, ein perfektes Buch für einen lauen Sommertag.

 

Fazit:

Direkter Zugang zum Strand ist trotz seiner Kürze ein immens dichter Roman, der das Schicksal vieler Menschen über 4 Jahrzehnte quer durch Frankreich verknüpft. Großartig und mitreißend geschrieben - ein perfektes Sommerbuch für anspruchsvolle Leser.

Von mir gibt es 5 von 5 Punkten.