Rezension

Kurzweilige Krimi-Novelle

Snapshot - Brandon Sanderson

Snapshot
von Brandon Sanderson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Krimi aus der Sci-Fi-Ecke. Normalerweise beides nicht so mein Metier, aber für ca. 100 Seiten kann man's mal versuchen. Und ich wurde positiv überrascht!

Brandon Sanderson schafft in der kurzen Novelle 'Snapshot' vor allem eines: ein überzeugendes Worldbuilding. Das ist bei Science Fiction gar nicht mal so selbstverständlich, möchte ich behaupten, und es in der Kürze der wenigen Seiten so überzeugend hinzubekommen, ohne dass die Geschichte darunter leidet, finde ich schon bemerkenswert. Es wird so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig erklärt. Und das klappt. Ich habe (kommt selten genug vor!) nach dem Lesen keine offenen Warum-Fragen. Dafür habe ich einen sehr durchdachten, nicht offensichtlich durchschaubaren Charakter kennengelernt und ein (oder zwei) spannende Kriminalfälle präsentiert bekommen.

Davis ist ein Cop auf Snapshot-Duty. Ein Snapshot ist das technisch erzeugte Duplikat eines Tages aus der Vergangenheit, das geschaffen wird um Kriminalfälle zu lösen. Dazu reisen Cops wie Davis und sein Partner Chaz in den Snapshot und beobachten Tathergänge. Alles im Snapshot ist real, beeinflusst die echte Welt aber nicht. Davis und Chaz können also z.B. essen und verletzt werden, wenn sie in einem Snapshot sind, aber was sie den anderen Menschen im Snapshot erzählen oder antun, wirkt sich nicht auf deren echtes Leben aus.

Während einem ihrer (zugegebenermaßen meist recht anspruchslosen) Einsätze erfahren Davis und Chaz von einem ungeheuerlichen Serienkiller, den sie an dem Tag, den ihr Snapshot nachstellt, identifizieren könnten. Weil ihre Vorgesetzten in der echten Welt keine Ahnung haben, was Davis und Chaz in einem Snapshot so treiben, entscheiden sie sich, der Spur nachzugehen. Doch sie müssen feststellen, dass sie in diesem Snapshot nicht, wie sonst üblich, die uneingeschränkte Authorität haben.

Die Auflösung der Story in Sandersons Novelle ist irgendwie etwas enttäuschend, allerdings passt das in so eine Kurzgeschichte, dass es eher um ein persönliches Drama geht als um die große Verschwörung.
Sanderson schreibt flüssig, unterhaltsam und stimmig. Das Worldbuilding ist großartig, die Charaktere perfekt unperfekt. Da versteht jemand sein Geschäft. 'Snapshot' hätte auch gut ein Drehbuch werden können. Ich habe meine Comfortzone gerne mal verlassen, um hier kurz abzutauchen.