Rezension

kurzweilige, unterhaltsame Märchenadaption..

Ewiglich ... Dornröschen?
von Olga A. Krouk

Bewertet mit 4 Sternen

Irgenwo hinter den sieben Bergen bei den..ach nein, falsches Märchen.
Schon länger wollte ich etwas von Olga A. Krouk lesen, da kam mir diese kleine Märchenadaption gerade recht.
Die Heldin Ly (kurz für Lyana) ist ein ziemlich lauter, tollpatschiger, Heavy-Metal-liebender, dauerschwarzgekleideter und alles in Allem recht glücklicher Teenager, als sie urplötzlich in einer zuckerwatterosanen Märchenwelt zu sich kommt und sich leider nicht erinnern kann wieso. Ihr bleibt einzig ein Halbwissen aus der realen Welt, etliche Ausdrücke und Vergleiche des alltäglichen Lebens hier und ein paar neue Freunde um sich in der Märchenwelt zu behaupten.
Als wenn in eine vollkommen fremde Welt geworfen zu werden nicht genug psychische Belastung wäre, kommt es für die arme Ly noch härter. Sie landet nämlich mitten in der Märchenausgabe von “Der Bachelor” oder “The Selection”. Mit Einzeldates und Rosenabend, einem schicken Prinzen und knallharten, aber Blumenstraußbunten Konkurentinnen aka Prinzessinnen.

    Zitat S.155

    “Wie hast du mich gefunden?”
    Er schielt zu meiner E-Gitarre. “Den letzten Kilometer? Immer dem Gehör nach.”

Der meiste Teil des Buches ist genau wie das obige Zitat: frech, laut und ziemlich tollpatschig.
Die einzigen Abschnitte die nicht so sind, erlebte ich, als Ly während des Schlummers im Märchenland wieder in ihrer echten Welt erwacht. Sie erwacht aber nicht wirklich, denn sie ist bewegungsunfähig und kann nur hören und fühlen was um sie herum geschieht. Sie liegt nämlich im Koma. So bekommt sie zwar mit, wie ihr Vater und seine Freundin sich um sie sorgen, aber kann sich ihnen nicht mitteilen. Auch kann sie ihre Erkenntnisse über die Märchengeschichte in der sie sich befindet nicht mitnehmen. Sie entgleiten ihr erst einmal wieder.
Diese Szenen fand ich im Gegensatz zu denen in der Märchenwelt aufgrund eben der leisen Töne die hier von der Autorin angeschlagen werden bewegender, als die Taffheit die Ly in der Märchenrealität an den Tag legt.
Hier ist Ly, obwohl auch sehr verwirrt was genau vor sich geht, doch recht frech, aber rücksichtsvoll und auch mutig am Werke. Sie versucht herauszufinden, warum sie in dieser Welt gelandet ist und wie sie wieder zurückgelangen kann. Letzteres, sowie das Erstere erledigen sich letztendlich dann direkt nacheinander. Eine Spindel hat tatsächlich damit zu tun.
Dabei behilflich ist ihr eine Kammerzofe (die aussieht wie ihre beste Freundin) und..ja und der Prinz! In den sich Ly übrigens, auch wenn sie es nicht will, denn was soll sie schon mit einem Prinzen, verliebt. Er findet Ly auch wirklich interessant, jedenfalls wenn sie ihn nicht gerade buchstäblich umhaut. Der namenlose Prinz ist ‘Gott sei Dank’ aber auch kein hirnloses Bachlorlein..ähm Prinzlein meinte ich natürlich.

Das Büchlein ist mit 175 Seiten sicherlich kein Wälzer, so dass die Charaktere natürlich keinen wirklichen Tiefgang bieten können, aber das braucht dieses Buch auch gar nicht. Es kommt mit Charme, einer Prise Humor, jede Menge frechen Sprüchen und einem waschechten Prinzen daher. Wer könnte dem noch widerstehen?
Die Autorin hat einen wirklich angenehmen Schreibstil, der in dem Fall natürlich gespickt ist mit gefühlt Hunderten von Phrasen, Anspielungen oder Andeutungen auf unsere Welt. Am Anfang fand ist das wirklich witzig, dann wurde es mir zuviel und letztendlich dachte ich mir, ach irgendwie ist es doch lustig, wenn man diese ganzen Anspielungen versteht.
Wichtig daran fand ich eigentlich auch, dass sich die Story trotzdem immer gut lesen und verfolgen lässt. Es verwirrt einen nicht oder lenkt einen vom eigentlichen Thema ab, es unterstützt nur Lys Charakter. Natürlich ist es ein bischen viel, aber das ist ja auch so beabsichtigt. Mit Worten spielen kann die Autorin also anscheinend.
Bemerken muss ich auch das Cover, denn das ist gestaltet von Ingo Römling, den eventuell einige durch monozelle kennen. Das Cover zeigt ein schlankes, rockiges Mädchen mit einer Rose in der Hand vor weißem Grund. Die Titelschrift und die Rose sind das einzig farbige am Cover und ein kleiner Eyecatcher. Mir gefällt es sehr gut und es passt wirklich zu Ly und der Geschichte.
Was daran besonders ist? Nun, eigentlich nichts. Aber kauft man das Buch beim Verlag selbst, hat man die Auwahl ob man das Cover mit weißem oder schwarzem Hintergrund haben möchte. Nette Idee finde ich.