Rezension

Kurzweiliges, modernes Drama

Töte mich - Amélie Nothomb

Töte mich
von Amélie Nothomb

Bewertet mit 4 Sternen

Das Erste, das mich bei diesem Buch magisch angezogen hat, ist das optisch spannend arrangierte Cover gewesen. Darauf sieht man eine Frau, die fast vollständig mit der Wandtapete im Hintergrund verschmilzt. 

Aber auch inhaltlich bietet das Buch der französischen Senkrechtstarterin Amélie Nothomb allerhand Ungewöhnliches. Denn Nothombs Erzählung handelt von einer lebenssatten, weil empfindungslosen 17-Jährigen, die ihren Vater bittet, sie umzubringen. Harte Kost, denkt man. Doch der erste Eindruck trügt, Nothombs Zweipersonenstück lebt von spritzigen wie literarisch anspruchsvollen Dialogen. Graf Henri Neville und seine stumme bis apathische Tochter Sérieuse eint mehr als sie trennt. Beide sind emotionale Legastheniker und lassen andere nicht gern in ihr Inneres schauen. Doch der unmoralisch-mörderische Pakt lässt Sérieuse wieder sprechen...

Der klimaktische Aufbau dieser modernen Tragödie, die nur allzu gern auf antike Vorbilder (Orestie von Aischylos) Bezug nimmt, ist grandios. Hierbei überrascht vor allem das Ende, das anders als erwartet, im Stile der griechischen Katharsis, ausfällt.

FAZIT
Modernes Drama mit Biss und viel Fabulierkunst. Lohnenswerte 111 Buchseiten.