Rezension

Lädt zum Trauern, Vertrauen und Stärker werden ein

Trust Again - Mona Kasten

Trust Again
von Mona Kasten

Bewertet mit 4 Sternen

Im ersten Band hatte ich bereits das Gefühl, einfach durch die Seiten zu fliegen. Seitdem hat sich der Schreibstil der Autorin nochmal um einiges gebessert. Die einzelnen Satzübergänge sind noch flüssiger und der Leser wird praktisch über die Zeilen gefegt. „trust again“ habe ich durch diesen unfassbaren Sog, in einer Rekordverdächtigen Geschwindigkeit durchgelesen.

Das Buch „begin again“ durfte man aus der Sichtweise der süßen Kämpfernatur Allie lesen, doch dieser Band wechselt über zu ihrer besten Freundin Dawn. Man wechselt also zu der Gefühlswelt einer bereits bekannten und liebgewonnenen Person. Auch zeitlich setzt dieser Band genau an dem Ende des ersten Teils an.

Hinter Dawn steckte so viel mehr, als ich gedacht hätte. Selbst aus Allies Sichtweise, kam sie mir bereits sehr lebendig vor und man hatte das Gefühl, sie bereits sehr gut kennengelernt zu haben. Es ist aber doch immer gleich etwas ganz Anderes, jemanden von außen kennenzulernen und nur Teile derer Persönlichkeit zu Gesicht zu bekommen oder selbst diese Person zu sein. Man lernt von Dawn noch viele weitere Facetten kennen. Man erfährt über ihre glückliche Zeit beim Schreiben von Geschichten, dass sie und ihr Vater seelisch sehr eng miteinander verbunden sind oder etwas über ihre Narben. Für Mona Kasten scheint es ein Kinderspiel zu sein, ihren Charakteren Leben einzuhauchen und je nach Sichtweise, die Charaktere in einem komplett anderen Licht erscheinen zu lassen.

Was mir besonders gut gefallen hat ist, dass der Band aus der Sicht einer anderen Protagonistin geschrieben worden ist, aber man trotzdem auf keine Person des ersten Bandes verzichten musste. So erlebt man auch Allie und Kaden wieder voll in ihrem Element. Sawyer darf man auf eine völlig neue Weise kennenlernen (besonders als Raumpartnerin von Dawn) und man stellt schnell fest, dass sie trotz ihrer abweisenden Art immer sehr ehrlich mit dir ist. Auch viele andere Charaktere sind einfach goldig, witzig, chaotisch: Scott, Dawns Dad, Nolan oder Isaac. Ihr werdet auf eurem Weg durch „trust again“ auf viele Charaktere stoßen. Die einen total sympathisch, die anderen eher etwas weniger (Nate…) und andere nehmen nur einen kurzen Teil der Geschichte ein.

Doch was wäre diese Geschichte ohne Spencer? Der gute, alte Spencer, der bereits im ersten Band für so einige Schmunzler und Auflockerungen der Situationen gesorgt hat. Auch an ihm, entdeckt man völlig neue Seiten. So lernt man zum Beispiel seine Liebe zur Kunst kennen und wie er diese entdeckt hat, seine Familie und die Verhältnisse, in denen er lebt und letztendlich auch alles, was sich manchmal hinter einem Lächeln und guter Laune versteckt. Ohne zu viel von seiner Geschichte vorwegzunehmen, lässt sich sagen, dass er eine schwere Vergangenheit hinter sich hat und es manchmal bewundernswert ist zu beobachten, wie er trotzdem jeden Tag so nimmt, wie er kommt. Er lächelt ehrlich, wenn der Tag gut ist, macht Späße und blödelt mit seinen Freunden rum, nimmt aber auch seine eigene Trauer und Wut entgegen (Mal mehr, mal weniger gut).

Er und Dawn hatten eine unglaubliche Chemie. Dass sie bereits so gut befreundet waren und sich die ganze Atmosphäre um sie herum angefühlt hat, wie eine gemütliche Kuscheldecke, hat in dieser Geschichte sehr viel ausgemacht. Doch auch Dawn hat ihre Vergangenheit, die ihnen beiden viele Steine in die Wege legt. Trotzdem hat sie es wieder hinbekommen, sich jemanden anzunähern, Gefühle zu entwickeln. Was sie gegenüber Spencer empfunden hat, war für den Leser teils schmerzhaft zu verfolgen und gleichzeitig hat man direkt mitgefühlt, so dass für Schmetterlinge in der Magengegend gesorgt worden ist. Vom Anfang an, war es ein leichtes sich in sie hinein zu versetzen und mit ihr zu fühlen. Dieses Gefühl verließ mich leider im Laufe der Geschichte für eine Weile.

Es entstand ein heftiges Hin und Her zwischen den beiden Hauptfiguren. Sie haben sich gegenseitig verletzt ohne es zu bemerken, Barrieren aufgestellt, an denen man Brücken hätte bauen sollen. Letztendlich hatte ich das Gefühl eine Geschichte über Freundschaft Plus zu lesen. Hiervon muss man vermutlich ein Fan sein. Jetzt muss ich ganz subjektiv feststellen, dass ich kein großer Fan von der Reihenfolge „erst Sex – dann Liebe“ bin. Da bin ich mal ganz konservativ (/kitschig?) und lege mehr Wert auf die großen Gefühle, als auf Sex.

Das wäre vermutlich auch mein einziger Kritikpunkt an dieser Geschichte, der nochmals angemerkt: sehr subjektiv ist. Ansonsten hat mir die Liebesgeschichte sehr gut gefallen, da sie sich nicht über Nacht entwickelt hat, die Charaktere eine starke Chemie ausgestrahlt haben und auch viel miteinander herumgeblödelt haben. Auf jeden Fall ist in diesem Band auch um einiges mehr Erotik vorhanden.

„trust again“ hat mich oft zum Nachdenken gebracht, in so vielen verschiedenen Themengebieten und auch der Blick hinter die Kulissen einer Autorin, war für mich ein Highlight. Da hierbei auch auf Blogger, Rezensenten eingegangen wird, gibt es einige Anmerkungen, die auch ich mir zu Herzen nehmen möchte und die mir vermutlich im Kopf bleiben werden.

Fazit:

Schreibtechnisch noch ausgeschliffener, als Band 1 und man bekommt ein völlig neues Gefühl für Charaktere, die man bereits kennt, ausschließlich durch eine neue Sichtweise. Mit lebendigen, herumblödelnden Charakteren, die füreinander da sind, wird der Geschichte das gewisse Etwas gegeben. Als Leser fühlt man sich schnell wohl in der Geschichte und besonders die Chemie der beiden Hauptfiguren, ist total greifbar. Einziger Kritikpunkt ist das große Hin und Her der Liebesgeschichte, sowie das Gefühl einer Freundschaft Plus Geschichte. Letztendlich wurde das aber nochmal schön abgerundet, wodurch ich den Buchdeckel zufrieden zuklappen konnte.