Rezension

Lässt ein großes Potential erahnen

Die schwarze Zauberin
von Laurie Forest

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach dem Lesen musste ich ganz schön lange überlegen wie mir "Die schwarze Zauberin" jetzt letztendlich gefallen hat und irgendwie so ganz schlüssig bin ich mir aber immer noch nicht. 
Die Meinungen zu dem Buch gehen ganz schön weit auseinander. Das mag auch an den sehr brisanten Problemen liegen, welche die Autorin versucht auf fantasievolle Art und Weise zu thematisieren. Fremdenhass und Diskriminierung sind dabei die Hauptthemen.
Elloren begegnet nach Jahren der Abgeschiedenheit vielen verschiedenen Rassen an der Universität und sieht sich mit so einigen Vorurteilen konfrontiert.  Sie lebt in einem System in dem Frauen früh verwunden/verheiratet werden und nur die Frauen mit großer magischer Begabung haben ein wenig Macht. Ansonsten sollten sie ihrem Partner hörig sein. Auch Elloren soll in solch eine Zwangsehe hineingepresst werden.
Nun gut, wie gesagt die Autorin versucht vor allem mit dem Thema Rassismus den Leser zu sensibilisieren und schickt deshalb die Protagonistin in deren persönliche Hölle. Natürlich ist dann jedoch alles nicht so wie man es sich hinter vorgehaltener Hand erzählt und nach und nach werden einige Vorurteile aus der Welt geschafft. 
Das Ganze hätte echt gut funktionieren können, wenn...ja wenn Elloren nicht ständig so naiv und flatterhaft gewesen wäre. Anstatt zum Positiven hat sie sich anfangs eher zum Negativen entwickelt. Elloren wuchs mit vielen Freiheiten auf und bei einem sehr toleranten und weltoffenen Onkel, weshalb ich nie nachvollziehen konnte wie sie so fest verankerte Vorurteile entwickeln konnte. Stattdessen wollte ich sie oft schütteln und sie anschreien sich endlich zu wehren und nicht immer alles zu glauben was man sich über die einzelnen Rassen so erzählt. Und dann fängt sie an nachzudenken und fällt dann trotzdem noch ständig in alte Raster zurück. Natürlich verändert sie sich im Laufe der Geschichte und macht eine Wandlung durch, allerdings dauert das wirklich sehr sehr sehr lange. Und so entstehen einige Durststrecken im Mittelteil des Buches in denen nicht wirklich etwas passiert und Elloren sich eigentlich nur im Kreis dreht.
Erst im letzten Drittel des Buches kommt endlich wieder etwas Schwung in die Story und plötzlich wächst Elloren über sich hinaus und ist die mutige und taffe Heldin die ich mir erhofft habe. Es wird spannend, traurig und fesselnd. Bis zum Cliffhanger am Ende hatte die Geschichte dann eine ganz eigene Dynamik entwickelt, die ich mir eigentlich schon am Anfang gewünscht hätte.  Natürlich werde ich auch den nächsten Teil lesen, denn ich hoffe, dass Elloren jetzt endlich weiß wer sie ist und was sie kann und die gewonnen positiven Eigenschaften beibehält. Denn die eigentliche Welt und die im Hintergrund angedeuteten politischen Intrigen und Geschehnisse lassen noch ein großes Potential erhoffen und erkennen,  welches die Autorin hoffentlich im nächsten Teil ausschöpft. Denn dann kann diese Reihe noch richtig gut werden.

Mein Fazit

"Die schwarze Zauberin" hat lange, sehr lange gebraucht um mich zu packen. Die Protagonistin entwickelt sich nicht unbedingt von Anfang an zum Positiven, stattdessen macht sie so einige Schritte rückwärts und blieb lange naiv und voreingenommen. Erst zum Schluss macht Elloren eine 180 Grad Wendung durch und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und das Buch wurde spannende, fesselnd und überzeugend. Einen großen Pluspunkt bekommt auf jeden Fall das tolle Setting, welches zum Träumen einlädt und die wundervollen Fantasyelemente, welche mich mit den kleinen Durststrecken im Mittelteil etwas versöhnt haben. Ich hoffe, dass die Autorin im nächsten Teil das angedeutete Potential dann voll ausschöpft, denn schreiben kann sie definitiv.