Rezension

Lässt einen nicht mehr los, unbedingt lesen!

Zwei fürs Leben
von Julia Hanel

Inhalt: 

Nach einem schweren Unfall liegt Anni knapp zwei Wochen im Koma. Das Erwachen war nicht das Problem, sondern das, was danach kam: eine fremde Stimme in ihrem Kopf. Männlich. Relativ jung. Nervig. Ben. Von nun an muss sie jeden Tag mehrere Minuten lang ihre Gedanken mit diesem Fremden teilen, Konversation führen. Auch Ben ist nicht gerade begeistert, doch steuern kann er das Ganze nicht. Einige schlagfertige, lustige, nervenaufreibende, ehrliche Dialoge später sind die zwei Freude geworden. Und bald wird Anni bewusst, dass sie sich dieser männlichen Stimme in ihrem Kopf näher und verbundener fühlt als ihrer großen Liebe Hannes. 

Meinung:

Offengestanden war mir schon nach den ersten 100 Seiten klar, dass ich mich absolut und unwiderruflich in diese Geschichte verlieben würde. Ganz ungezwungen kann man sagen, dass es eine der besten Liebesgeschichten ist, die ich bisher gelesen habe. 

Aber mal auf Anfang: Der Einstieg in die Geschichte ist leicht, man fällt mitten hinein ins Geschehen. Die Seiten fliegen nur so dahin. Die Dialoge der Hauptfiguren faszinieren mich, sie sind witzig, ehrlich und absolut genial. Es gibt nichts besseres, als schlagfertige und nicht auf den Mund gefallene Charaktere! Einige Zeilen werde ich mir auf jeden Fall in mein „Zitatebuch“ schreiben.  

„Worüber schreibt er?“
„Über vegetarische und vegane Ernährungsmöglichkeiten.“
„Oh Gott, seid ihr so ein Pärchen, das Tofu und Halloumi auf den Grill schmeißt und dazu Matcha-Tee trinkt?“
„Oh Gott, bist du so ein Mensch, der Klischees liebt?“

„Ja, ja. Madame geht es wahrscheinlich prinzipiell um die inneren Werte.“
„So ist es.“
„Dann wäre es dir völlig egal, wenn ich 150 Kilo wiegen würde?“
„Klar, wir reden ja nur. Ich muss ja nicht mit dir schlafen.“
„Ach ja, wenn es um Sex geht, ist das Äußere dann schon wichtig, oder wie?“

Auch der Aufbau des Buchs gefällt mir gut. Dialoge und Erzählungen der jeweiligen Personen (ja, Ben wird zeitweise auch zum Erzähler) wechseln sich ab und erklären sich gegenseitig. Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und übt einen regelrechten Sog auf den Leser aus. 

Sowohl Haupt- als auch Nebencharaktere konnten mich auf ganzer Linie überzeugen. Anni ist eine lustige und sympathische Protagonistin, die vom Perfektsein weit entfernt ist und bei der eben so einiges nicht rund läuft. Sie ist unzufrieden, jammert und bemitleidet sich auch mal selbst (kennen wir doch alle). Endlich mal ein ehrliches Buch und keins das darum geht sein Leben zu ändern, was dann natürlich auch auf Anhieb klappt. Und mal ehrlich, es gibt doch nichts sympathischeres als wenn die Hauptprotagonistin das selbe Lieblingsessen hat wie man selbst (Pfannkuchen, ich komme!). Ben mag ich auch unglaublich gerne, seine Ausstrahlung und sein Charme sind toll, genauso wie sein Humor und seine Ironie. Bens Liebesleben mit Marie einerseits und Becky andererseits wirkt realistisch. Die Szene im Park ist wirklich schön, besonders weil seine Gedanken und Gefühle von der Autorin so feinfühlig rüber gebracht werden. Ben ist kein perfekter Mann, fehlerlos, selbstlos oder zu gut für die Welt. Er ist ein charmanter Normalo und genau diese Charaktere vermisse ich manchmal in anderen Büchern. Leider muss ich zugeben, dass Ben zeitweise (durch seine Beziehungen) etwas sprunghaft daher kommt. Er wirkt wie jemand, der schnell seine Meinung ändert, sich schnell hoffnungslos neu verliebt. Ansonsten gibt es nichts an ihm auszusetzen.  
Auch die Nebenfiguren weisen viel Tiefe auf. Man bleibt als Leser nicht an der Oberfläche sonder erfährt recht viel über diese Charaktere. Besonders Hannes hat mir gefallen. Ich finde es toll, dass sich die Autorin nicht hat dazu hinreißen lassen, ihn schlecht darzustellen (Mehr kann ich leider nicht erklären, ohne zu spoilern).

Fazit:

Eine unglaublich originelle und einfühlsame Liebesgeschichte, die man bitte unbedingt lesen sollte. Die Story lebt von den spritzigen Dialogen und den interessanten Protagonisten, einfach absolut lesenswert!