Rezension

Lässt nicht los

Die unterirdische Sonne - Friedrich Ani

Die unterirdische Sonne
von Friedrich Ani

Bewertet mit 4 Sternen

Fünf Kinder, gefangen in der Hoffnungslosigkeit. In einem Keller fristen sie ihr Dasein und werden ab und an „nach oben“ geholt. Es ist jedoch streng verboten darüber zu sprechen. Jeder von ihnen ist entschlossen, diese Demütigungen nicht mehr hinzunehmen. Als Noah zu ihnen kommt, scheint es, als ob er der Schlüssel zur Rettung wäre.

Ich fand die Geschichte sehr anstrengend. Man muss sich ganz dem Buch widmen, das ist kein „nebenbei“-Buch. Es gibt viele Zeitsprünge, und oft muss man erst einige Zeilen lesen, bevor man weiß, in welcher Zeit man sich befindet: In der Vergangenheit der Kinder? Oder in der Gegenwart? Alle Kinder sind traumatisiert und gehen anders damit um. Ani ist es gelungen, das Seelenleben dieser Kinder absolut authentisch darzustellen. Jeder klammert sich an etwas anderes, um nicht unterzugehen – Erinnerungen, Träume oder einfach das Gefühl von flüsternden Lippen am Ohr.

Die Verzweiflung kann man durch die Seiten hindurch spüren. Leider empfand ich die Kinder als etwas distanziert beschrieben und bin mit ihnen nicht ganz warm geworden. Was aber vielleicht auch gut ist, denn sonst hätte mich das Buch viel mehr mitgenommen.

Sehr schön fand ich, dass jedes der fünf Kinder ein selbst ausgedachtes Märchen erzählt hat. Verwoben mit der eigenen Vergangenheit und den Träumen, sind die etwas ganz besonderes und haben mir Gänsehaut beschert.

Dies ist auch ein Buch, bei dem ich das empfohlene Alter (ab 16) einhalten würde. Je nach Kind natürlich verschieden, aber durch viele Andeutungen und unausgesprochenes fand ich es sehr viel schlimmer, alles der Phantasie überlassen zu müssen.