Rezension

Landfluch - zwischen Brennnessel und Gummistiefel

Niemand ist bei den Kälbern - Alina Herbing

Niemand ist bei den Kälbern
von Alina Herbing

Bewertet mit 3 Sternen

 

Der tolle Buchtitel hat mich aufmerksam gemacht und auch das Buchcover hat mir sehr gefallen. Geschwind gekauft, gelesen und doch leider etwas enttäuscht.

Bücher sollen Menschen beschreiben, die eine Entwicklung machen. In dem Fall habe ich die Entwicklung nicht wahrnehmen können. Viel zu trist, zu trostlos, zu einfältig und zu naiv agiert Christin, die auf dem Land nur zaghaft versucht das Glück zu finden.

Ihr Freund Jan (kantiger Landwirt, jung und wortkarg) hat nahezu gar keine Konturen, verhält sich komisch, mürrisch und distanziert, so dass nahezu gar keine echte Geschichte aufkommen will. Manchmal lebt das Buch von Andeutungen, manchmal versucht Christin aus dem bäuerlichen Umfeld auszureissen, aber die Flucht in die Großstadt ohne Geld, aber dafür mit Gummistiefel ist wenig geplant.

Mir hat leider die Sprache auch nicht so gut gefallen. Als Norddeutscher fand ich mich hier und da durchaus wieder, aber insgesamt ist mir das für einen Roman zu platt, zu kurz, zu wenig. Echte Dialoge kommen überhaupt nicht auf. Manche Beschreibungen vom Stall, von den Haustieren fand ich immer zu angedeutet und konnte nicht immer gleich folgen...

So habe ich mich manchmal gefragt: Was soll dieses Buch? Gibt es eine Message oder ist es einfach eine nüchterne und dreckige Beschreibung über biederes Landleben der jungen Unterschicht?

Es war nicht alles schlecht, weil ich das Grundthema generell spannend finde. Nur die Umsetzung, die hat nicht gestimmt. Es ist in dem Buch leider auch nicht eine Person zu finden, die ansatzweise sympathisch ist.

So endet das Buch als biederes Landleben der Unterschicht und dem Versuch einer Millieustudie.
 
Trotz des Sommers hat das Buch keinerlei Sonnenschein, wenig Gefühl und nur wenig Positives.

Zitat Seite 104 (was ganz vielleicht ja auch der Wahrheit entspricht):

"ich weiß ja, es ist normal , dass irgendwann alle arbeiten und heiraten und abends viel zu früh auf der Couch einschlafen. Die Männer trinken zum Mittag das erste Bier und ihre Gesichter werden weiß und aufgedunsen, bis nichts mehr übrig ist von den süßen Jungs, die sie mal waren. Auf einmal kommt mir mein Leben viel zu lang vor und gleichzeitig habe ich das Gefühl,  es wäre schon vorbei. "

Perspektivlosigkeit auf dem Land - als Buch kommt das nur so mittel rüber bzw. ist nur eingeschränkt unterhaltsam...