Rezension

Langatmige Handlung, grauenhaftes Frauenbild, blasse Protagonisten. Einzig das Setting hat überzeugt

The Promise - Der goldene Hof - Richelle Mead

The Promise - Der goldene Hof
von Richelle Mead

Bewertet mit 2.5 Sternen

Als ich zum ersten Mal über das Cover dieses Buches stolperte, da war ich direkt angetan und ehrlich gesagt auch ziemlich euphorisch. Ich war auf eine großartige Fantasygeschichte eingestellt und freute mich als ich das Buch ( in digitaler Form ) in den Händen hielt.

Die Freude währte jedoch nicht besonders lange, ja ich war sogar versucht das Buch nach nur wenigen Kapiteln direkt abzubrechen. Warum ? Es geht um das darin vermittelte Frauenbild. Eigentlich echauffiere ich mich darüber eher weniger, ich nehme in Büchern viele Dinge so hin, wo andere längst mit dem Kopf schütteln, doch das was mir hier geboten wurde, fand ich wirklich äußerst grenzwertig.

Kurz zur Erklärung worum es überhaupt geht: Elizabeth' Familie ist pleite und ihre Großmutter versucht den Stand zu retten, in dem sie ihre Enkelin mit einem entfernten Cousin verheiraten will. Doch Elizabeth will ihn nicht, unter keinen Umständen und schon gar nicht will sie sich seiner Großmutter ausliefern, die von Anfang an klar gemacht hat, wer in dieser Ehe das Sagen haben wird.

Da kommt ihr Cedric mit seinem Angebot, das eigentlich für ihre Zofe bestimmt ist, sehr gelegen. Mit seinem Vater und Onkel führt er eine Art Heiratsvermittlung, eine Institution die sich "Der goldene Hof" nennt, bei dem junge Frauen in Haushalt und Etikette ausgebildet und dann in die NEUE WELT, Adoria, verschifft werden, damit man sie dort vermählt.

Klingt wie eine Heiratsvermittlung und nicht unbedingt verwerflich; was mir jedoch sehr sauer aufstieß war die Tatsache, das die Mädchen im Endeffekt an den Mann verkauft werden, der am meisten Geld bietet. Zwar heißt es zunächst, das sie den Mann aus allen Interessenten selbst wählen könnten, doch im Verlauf der Geschichte kristallisiert sich immer weiter heraus, das Cedrics Vater dieses Unternehmen hauptsächlich führt um seine eigene Geldbörse zu füllen. Wenn sich ein Mädchen weigert, jemanden zu ehelichen, der viel Geld bietet, dann redet er so lange darauf ein, bis sie einwilligt. Die Mädchen werden in meinen Augen wie Ware behandelt und das Schlimmste an der ganzen Sache: Sie sind so naiv, das sie dies auch noch toll finden. Sicher hat jede ihren eigenen Antrieb, warum und wieso sie sich überhaupt auf diese Sache eingelassen haben, aber diese Gründe sind mir zu dürftig, als das sie rechtfertigen würden, warum sie einen "alten" Mann, der drei- oder gar viermal so alt ist wie sie selbst heiraten sollten.

Vielleicht stelle ich mich jetzt auch an, vielleicht sehe ich dies alles zu eng. Aber ich finde es moralisch einfach verwerflich, das man jungen Mädchen suggeriert das es etwas Tolles ist jemanden zu heiraten, den man weder kennt noch liebt, sondern der einfach viel Geld für sie bezahlt und ihnen eventuell ( die neue Welt befindet sich im Aufbau, das Leben wird hart ) ein besseres Leben beschert.

Betrachtet man das Buch von der Warte aus, das es historische Züge hat, was es meiner Meinung nach aber nicht hat, weil es ja in einer fremden Welt spielt, dann könnte man es einfach überlesen weil das damals eben halt so war.

Ein weiterer Punkt ist die Lehrstunde über die "Liebesbeziehungen", ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll, die Mädchen lernen während ihrer Ausbildung, wie sie ihre künftigen Ehemänner auch im Bett glücklich machen können, was meine Abneigung und den Wunsch das Buch abzubrechen nur noch weiter verstärkte. Damit übermittelt die Autorin schon, das die Mädchen eigentlich nichts zu sagen haben, auch wenn man ihnen die ganze Geschichte so verkauft, als seien es ihre Wünsche, ihre Hoffnungen.

Wir sprechen heute immer von Frauenquote und Emanzipation, von Gleichberechtigung und dann lesen wir Romane in denen sowas untergraben wird und verkaufen diese Bücher an Kinder und Jugendliche. 

Nee, danke, das war für mich echt too much und ich fand es unmöglich, zumal der Punkt, auf den ich immer gewartet habe, an dem die Protagonistinnen aufbegehren und sich gegen diese Sache stellen, bis zum Ende nicht kam.

Wie gesagt, vielleicht sehe ich dies zu eng, schließlich ist die Geschichte rein fiktiv und man könnte die Zeit in der sie spielt im 18. oder 19. Jahrhundert ansiedeln, in der junge Frauen tatsächlich wenig bis nichts zu sagen hatten. Das besänftigt mich allerdings nicht.

Fakt ist, das mir dieser Punkt, den ich moralisch echt verwerflich finde, das ganze Buch verhagelt hat, auch wenn es durchaus Aspekte gab, die ich gut fand.

Jetzt kommt sie zu den positiven Punkten, tatsächlich gibt es diese.... Überrascht hat mich nämlich, das ich mich hier zwar in einer frei erfundenen Welt finde, die aber den USA im 18. Jahrhundert ähnelte. Es gibt eine NEUE WELT, die sich im Aufbau befindet, es gibt Kolonien und Orte, an denen die Menschen sich ein freieres und besseres Leben erhoffen und ihr Glück mit dem Schürfen nach Gold versuchen.

Es gibt auch religiöse Aspekte und es gibt Wilde, Ureinwohner, die aus ihrem eigenen Land vertrieben wurden.

Sehr coole Ansätze, die für meinen Geschmack jedoch langatmig und unspektakulär vonstatten gingen. Zunächst hatte ich beim Lesen nicht das Gefühl so recht voranzukommen, die Reise der Mädchen zog sich gefühlt ewig hin. Erst gegen Ende kommt Spannung und Action in die Sache, doch da überschlagen sich die Ereignisse so dermaßen, das man kaum mehr mitkommt und schließlich gipfelt die Geschichte darin, das sich alles ganz wunderbar ineinanderfügt. So wunderbar, das es schon nicht mehr glaubwürdig erscheint.

Ihr habt gemerkt: Dieses Buch und ich wurden keine Freunde. Eigentlich finde ich das schade, denn wie gesagt, es gab tolle Ansätze, aber die negativen Punkte überschatten hier einfach die guten Dinge um ein Vielfaches.

"The Promise" war für mich kein Versprechen, sondern eine ganz große und bittere Enttäuschung !