Rezension

Lange nicht so gut wie der Auftaktband

After truth
von Anna Todd

Bewertet mit 3 Sternen

Diese Reihe spaltet die Leserwelt. Die einen haben die Bücher, die ja doch meistens eine beträchtliche Seitenanzahl haben, regelrecht verschlungen und konnten nicht genug von Tessa und Hardin bekommen. Die anderen fassen die Bücher schon allein deshalb nicht an, weil die Reihe zwischenzeitlich als die „After-Reihe“ bekannt ist. Und dann gibt es da noch mich. Eine Leserin, die sich in diesem Genre eigentlich so gut wie nie bewegt und doch unbedingt wissen wollte, woher der Hype um diese Reihe kommt. Und überraschenderweise hat mir After Passion wirklich gut gefallen. Ob es mir mit dem Nachfolger auch so ging?

Achtung! Bei diesem Buch handelt es sich um die Fortsetzung einer Reihe, daher kann die Rezension Spoiler enthalten.

 

Der Inhalt

Life will never be the same …

Zutiefst verletzt hat Tessa ihre stürmische Beziehung zu Hardin beendet. Seit sie die Wahrheit über ihn erfahren hat, fühlt sie sich verraten und gedemütigt. Sie will ihr Leben zurück – ihr Leben vor Hardin. Doch da ist die Erinnerung an seine leidenschaftliche Liebe, seine Berührungen, die hungrigen Küsse. Ihr Verlangen nach dem unberechenbaren Mann mit den grünen Augen ist immer noch zu stark. Und sie weiß, dass er sie nicht einfach aufgeben wird. Aber kann er sich ändern? Können sie einander retten, oder wird der Sturm sie in die Tiefe reißen?
[ Quelle: Heyne ]

Meine Meinung

Die Situation zwischen Tessa und Hardin war am Ende von After Passion ja doch sehr angespannt und voller Potenzial. Der erste Teil der Reihe war über Längen hin meiner Meinung nur mittelmäßig, doch das Ende hat es mit seinem Cliffhanger dann doch nochmal rausgerissen. Damit hatte ich einerseits nicht gerechnet und auf der anderen Seite hat es tatsächlich dazu geführt, dass ich unbedingt sofort weiterlesen wollte.

Tessa hat also von Hardins Wetter erfahren. Tief verletzt packt sie ihre Sachen und verlässt die Wohnung, die sie (etwas vorschnell) erst vor kurzem mit Hardin bezogen hat. Die Handlung ist dann eigentlich recht schnell erzählt. Hardin will Tessa zurück, sie blockt ihn zunächst ab, lässt sich dann doch wieder auf ihn ein, die beiden verbringen höchsten 24 schöne Stunden miteinander, die streiten sich und die ganze Sache geht von vorne los. Ich hab die leise Befürchtung, dass sich dieses „Schema F“ auch in den beiden Nachfolgebüchern nicht ändern wird.

Den Einstieg in das Buch findet man eigentlich recht schnell wieder, selbst wenn das Lesen des Auftaktbandes schon eine Weile her ist. So komplex ist die Geschichte eben auch nicht aufgebaut, dass man Verständnisschwierigkeiten bekommen könnte.

Von der Charakterbesetzung her ändert sich im Vergleich zu After Passion auch wenig bis gar nichts. Weiterhin stehen Tessa und Hardin im Mittelpunkt der Geschichte. Erzählt wird ebenfalls abwechselnd von diesen beiden. Dann gibt es noch die ein oder andere Randfigur, die meiner Meinung nach aber viel mehr in den Hintergrund treten, als sie das noch in Band 1 getan haben. Sämtliche Nebencharaktere bleiben unglaublich blass und ohne Leben. Das fand ich vor allem für Landon unglaublich schade, da er der einzige war, dem man ein wenig Hirn zutraut.

Allerdings haben sich altbekannte Charaktere doch sehr verändert (hier wollte ich das Wort „entwickeln“ nur ungern nutzen). Die Idee, die Anna Todd zu diesem Buch angetrieben hat, war wohl „Bad Boy trifft schüchterenes College-Mädchen“. Kann schon funktionieren, doch spätestens in After Truth löst sich der Grundgedanke in Wohlgefallen auf. Denn Hardin ist nicht mehr länger der Bad Boy, den Anna Todd da gerne gehabt hätte. Eigentlich verwandelt er sich eher in einen weinerlichen Psychopathen, der nicht länger faszinierend ist, sondern eher einen zutiefst gestörten Eindruck hinterlässt. Er flippt ständig wegen Kleinigkeiten aus, wobei er natürlich vorher schon mindestens dreimal versprochen hat, genau dieses Verhalten zu ändern.

Hardin ist einfach nur noch aggressiv und rücksichtslos. Das hat mit einem Image nichts mehr zu tun, denn scheinbar kann er gar nicht anders. Was er braucht ist nicht eine Freundin, sondern einen guten Therapeuten. Und dann kann er seine „Freundin“ auch gerne mal mitnehmen, denn die Gute kann auch nicht ganz dicht sein. Sie lässt den Hans Wurst mit sich machen, ist die meiste Zeit totunglücklich und rennt ihrem Hardin trotzdem auf Schritt und Tritt hinterher. Selbständiges Denken scheint sie verlernt oder abgelegt zu haben.

Nicht nur, dass ich wirklich fragwürdig finde, welche Art Beziehung Anna Todd hier aufbauscht. Tessa und Hardin sind krankhaft voneinander besessen und spätestens in dem Moment, in dem Tessa das erste blaue Auge von Hardin davongetragen hat, hätte die Geschichte sich anders entwickeln müssen. Das hatte einfach nichts mehr mit einer komplizierten Liebesgeschichte zu tun.

Beachten muss man aber auch, dass Anna Todd einen wirklich leicht lesbaren Schreibstil hat. Obwohl das Buch über 700 Seiten hat, rauscht man durch die Seiten. Und auch wenn ich oft nicht mit der Darstellung einverstanden war, so wurde es doch niemals langweilig. Klar bin ich kopfschüttelnd auf meiner Couch gesessen, doch man kann Anna Todd einfach nicht vorwerfen, dass sie langweilig schreibt. „Ehre“, wem „Ehre“ gebührt…

Mein Fazit

Mit dem zweiten Teil ihrer Reihe kann Anna Todd mit ihrem eigenen Auftaktband nicht mithalten. Die Streitereien zwischen den beiden Protagonisten haben nichts „Romantisches“ mehr, sondern werden wirklich krankhaft. Das hat eine ganz komische Folge: zum einen fällt dadurch der Unterhaltungswert ab, da mir zumindest das Verständnis fehlte. Doch langweilig war die ganze Sache trotzdem nicht. Zwei Dinge, die eigentlich nicht zusammenpassen. Das muss man auch erst mal fertig kriegen…

 

© Nellys Leseecke - Lesen bedeutet durch fremde Hand träumen